Samstag, 8. Dezember 2018

INTERPOL - 23.11.2018, Hamburg


Wer der Welt-Tournee der Indie-Rocker von INTERPOL zum aktuellen Album 'Marauder' beiwohnen wollte, jedoch aber im Herzen Deutschlands oder gar südlicher wohnt, der musste mit den deutschen Orten Hamburg und Berlin eine größere Anreise in Kauf nehmen. Die amerikanische Band hatte keinen Gig in tiefer gelegenen Breitengrade zur Auswahl. Vielleicht konnte man als weiteres Argument zur Anreise die Ausnahme-Sängerin NILÜFER YANYA anbringen, welche Interpol bei den Auftritten in Europa supportete. Die Entscheidung fiel zugunsten der Nordlichter, also ging es in das 'Mehr!Theater' am Großmarkt in Hamburg.
Überpünktlich begann diese kleine Frau mit ihrer Band dann das musikalische Geschehen in der zugegebenermaßen schmucken Halle, die schon einen feinen Standard stellte. NILÜFER YANYA bietet mit ihren drei Musiker*innen an Schlagzeug und abwechselnd Bass, Keyboard sowie Saxophon einen sehr chilligen Indie-Sound, welcher durch ihre ausdrucksstarke Stimme eine ganz kräftige Prise Soul irgendwo zwischen SADE und DOLORES O'RIORDAN (THE CRANBERRIES) beinhaltet. Bekannt wurde die junge Frau durch eine renommierte Notierung der neuen Bands im Jahr 2018 des BBC. Dabei hatte sie gerade mal ein kleine E.P. namens 'Do You Like Pain' am Start. Trotzdem nutzte sie mit ihrer Combo die halbe Stunde im Mehr!Theater und trug Songs wie Thanks 4 Nothing oder das sich steigernde Monsters vor. Leger im blau-weiß-roten Jogginganzug gekleidet erfreute sich die Londonerin, die eine ziemlich französische Ausstrahlung hat (wobei die Farben des Sportdresses etwas beeinflussend wirkten), welch eine freudige Zustimmung ihr das schon zahlreich anwesende Publikum entgegen brachte. Mit dem bezaubernd arrangierten Heavyweight Champion Of The Year verabschiedete sich Miss Yanya dann, um die Bühne für Interpol freizugeben. Diesen wie auch der BBC muss man eingestehen, ein gutes Ohr für aufstrebende Künster*innen zu haben.

NILÜFER YANYA
photo: © Ralf Michael Benfer / benfisworld.blogspot.com

Dank flotten Umbaus musste die nun recht ansehnlich gefüllte Halle des 'Mehr!Theaters' gar nicht so lange auf die Indie-Rocker von INTERPOL warten. Mit dem verhaltenen Song Untitled bauten Sänger und Gitarrist Paul Banks, Schlagzeuger Samuel Fogarino und Gitarrist Daniel Kessler mitsamt ihren Live-Kollegen an Bass und Keyboard Spannung auf, welche sich schon im flotten Folge-Track C’Mere entfachen sollte. Die allesamt in schwarzen Anzügen auftretenden Herren – mit Ausnahme von Samuel im Grauhemd – brachten mit ihren wohlbekannten Songs wie Say Hello To The Angels oder dem Klassiker NYC die Meute zum Tanzen, Hopsen oder schlicht Mitsingen. Leider wurde die Stimmung ein wenig durch den nicht nur vor der Bühne recht matschig wirkenden Sound ein klein wenig getrübt – ich weiß nicht, ob das nur an der recht hohen Räumlichkeit lag; es war mein erster Besuch am Großmarkt. Nicht ganz überraschend war die Sattelfestigkeit der Fans bei den neuen Liedern aus dem jüngsten Album 'Marauder', wie das schon fast rotzig wirkende The Rover oder das dunklere NYSMAW; das Album überzeugt am Player wie auch live. Paul Banks nutzte zwischen diversen Tracks die Gelegenheit, das Quartett um ihn herum vorzustellen. Ansonsten beschränkte er sich auch fast schüchterne Dankesworte beim frenetischen Applaus. Leider verstand man die Worte sowieso mehr schlecht als recht. Die zumeist in kaltem blau erstrahlte Bühne – wenn man da noch von strahlend reden darf – brachte von den Herrschaften aus Übersee zur Freude vieler angereister Fans alte Lieder zu Tage. Und die Musiker waren dort in einem sehr vertrauten Element. Kesslers Tanzeinlagen beim Gitarrenspiel offenbarten schwarz-weiß geringelte Socken; ein wahrhafter Kontrast im dezenten Lichtspiel. Dieses schien hauptsächlich bei Aktivierung der Discokugel zu explodieren, was bei manchen Liedern auch punktgenau eingesetzt wurde. Als Banks mit dem Namen 'Rosemarie' den letzten Song Evil anstimmte, konnte man überrascht sein, wie flugs die Zeit doch schon voran geschritten war. Es war in der Tat ein kurzweiliges Vergnügen mit INTERPOL; man wurde sich nun erst bewusst, dass die Band nun schon nicht wenige Jahre aktiv ist.

INTERPOL
photo: © Ralf Michael Benfer - benfisworld.blogspot.com

Nach lautstarken Bemühungen der Besucher kam das Quintett nun eher locker ohne Jackett bekleidet für drei Zugabe-Songs zurück. Das sich steigernde Lights bildete dabei einen starken Auftakt und Interpol bewies nochmal alle ihre Stärken auf der Bühne. Mit Slow Hands endete dann der knapp neunzig minütige Gig der Amerikaner. Es ist immer wieder wunderbar, diese auf der Bühne zu sehen. Dies könnte ruhig öfters geschehen – gerne auch mit besseren Sound.

Paul Banks
photo: © Ralf Michael Benfer - benfisworld.blogspot.com

Diesen Konzertbericht ermöglichten:
Monkeypress (dort gibt es den Bericht auch zu Lesen) und Konzertbüro Schoneberg ...

Datum: 23.11.2018
Ort: Hamburg
Location: Mehr!Theater
Spieldauer: ca. 90 min.

Setlist:
01. Untitled
02. C’Mere
03. If You Really Love Nothing
04. Public Pervert
05. Complications
06. Say Hello To The Angels
07. PDA
08. Number 10
09. NYC
10. The Rover
11. Rest My Chemistry
12. NYSMAW
13. Leif Erickson
14. All The Rage Back Home
15. Flight Of Fancy
16. Evil
Zugabe:
17. Lights
18. Length Of Love
19. Slow Hands

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen