Samstag, 31. Mai 2025

Finster - Ivar Leon Menger

Rezension zu 'Finster' von Ivar Leon Menger



Erscheinungsjahr: 2024 (Originalausgabe: 2024)
Format: Klappcover
Seitenanzahl: 384
Verlag: dtv
ISBN-13: 978-3-423-22081-1
Preis: 13,00 €


KURZBESCHREIBUNG: 
1976: als der Junge Stefan Kreitzer aus Schlierbach verschwindet, verspricht der damalige Kommissar Hans Jörg Stahl der Mutter, den Jungen wiederzubringen. Es ist immerhin sein letzter Fall vor der Pension und das mittlerweile vierte verschwundene Kind in der Nähe von Katzenbrunn. Ein Autounfall bricht jedoch jäh sein Versprechen...
1986: Hans Jörg Stahl ist zurück im Örtchen Katzenbrunn, denn nach zehn Jahren wurde wieder ein Junge als vermisst gemeldet und der Kommissar außer Dienst möchte den Fall letztlich doch abschließen, was damals ein Unfall vereitelte. Allerdings ist Katzenbrunn ein tragischer Ort. Jeder Mitbürger scheint ein Geheimnis zu haben oder in einer verzwickten Lage zu sein. Nur zögerlich kann Stahl neue Erkenntnisse gewinnen, während sich gleichzeitig die Fragezeichen zu häufen scheinen. Durch die Gasthaus-Besitzerin Gerlinde Elmenreich bekommt er allerdings wichtige Unterstützung, um den grausamen Fall möglicherweise doch zu den Akten legen zu können. Allerdings ahnen weder er noch seine neue Bekanntschaft, nach welchen rigorosen Regeln der Kindsmörder agiert - und diese Regeln sind gnadenlos einzuhalten...   

KOMMENTAR:
Ich muss hoffentlich niemals nach Katzenbrunn – das ist mein Fazit zu dem Buch ‚Finster‘, welches das dritte Werk vom Autor Ivar Leon Menger darstellt und in 2024 erschienen ist. Gottseidank ist der Ort, welcher im Odenwald liegen soll, rein fiktiv, so dass niemand in diesen Notstand gerät. Denn in Katzenbrunn scheinen sich Tragödien und Dramen auf jede einzelne Person niederzuschlagen. Alle Charaktere des Buches können von Dingen wie Schändung, Peinigung, Suizid oder schlichten Dingen wie Verschuldung oder Autounfällen berichten. Dazu thront über dem Örtchen die psychiatrische Klinik Waldfrieden, welche zwar zum einen auswärtige Menschen in die Ansiedlung zieht, andererseits aber ein eher abschreckendes Bild abgibt, um in Katzenbrunn sesshaft zu werden. Irgendwie trifft der Titel des Buches somit die Beschreibung des Dorfes voll und ganz. Aber auch die Handlung an sich um die vermissten Kinder ist eine ziemlich dunkle Sache. Diese packte Herr Menger in das Jahr 1986 mit dem entsprechenden Flair. Dass er sich in diesem Jahrzehnt zuhause fühlt, bewies er schon mit seiner Hörspiel-Serie ‚Monster 1983‘. Diesmal ist der Achtziger Flair sehr national gehalten und macht den Roman so auch zu einem sehr deutschen Krimi - was keinesfalls negativ gemeint ist. Sehr toll baut Menger die Story mit jeweiligen Kapiteln aus Sicht der Protagonisten auf und wartet recht früh, aber überraschend mit einem Plot auf, welcher aber den Leser die folgenden Seiten noch mehr an den Fingernägeln kauen lässt. Ivar Leon Menger hat sich mit seinem dritten Roman nochmals steigern können und ist eine Bank für spannende Krimis wie auch Thriller - das kann man bedenkenlos bescheinigen... weiter so!
9 von 10 Punkte

BESONDERHEITEN:
- Danksagung des Autors

Donnerstag, 29. Mai 2025

ENTSTAUBT ... im Mai ...

 ...Die 'ENTSTAUBT'-Rubrik ist ein Tribut an Alben, 
die mindestens zwanzig Jahre auf dem Buckel haben...


IDEAL - Der Ernst des Lebens


Beim Hören von der Musik der Berliner Band IDEAL muss ich doch immer wieder den Kopf schütteln, wenn ich daran denke, dass deren Sound einst der Neuen Deutschen Welle zugeordnet war. Dieses mit Spaß und Kitsch behaftete Genre ist nicht wirklich das, was das Quartett mit Lead-Sängerin und Keyboarderin Annette Humpe und ihre Bandkollegen ausmachte. Die eingängigen Songs mögen vielleicht in diese Richtung gehen, doch wenn man sich nochmals die zweite Platte namens 'Der Ernst des Lebens' verinnerlicht, dann ist tatsächlich nur Monotonie mit seinem leicht-verdrehten Bahamas-Flair der NDW zuzuordnen. Den Titeltrack Eiszeit würde ich aufgrund seines Tempos eigentlich nicht dort einordnen, obwohl er tatsächlich auf einigen Samplern dieses Genres vertreten ist. Das Lied zeigt aber schon deutlich die Wurzeln auf; die im klassischen Punk beheimatet sind. Die Synthies zu den treibenden Rhythmus-Instrumenten von Schlagzeuger Hans-Joachim Behrendt und Bassist Ernst Ulrich Deuker wiesen die Abnorm auf; genauso wie Frau Humpes kühler Gesang. Die schrappige Gitarre von Frank Jürgen Krüger trug den Rest zu einem klassischen Post-Punk Song bei. Und eben der Gitarrist übernimmt bei diesem zweiten Album von IDEAL aus dem Jahre 1981 in nicht unerheblich wenigen Songs den Gesang. Und wer also das dreckige Schwein oder das düstere Herrscher hört, wird bestätigen können, dass dies gewiss nicht NDW ist. IDEAL war nun mal ein Projekt, in dem sich die Musiker ausprobieren und den Songs den richtigen Flair verleihen konnten. So passt Annettes Gesang beim ruhigen, fast romantischen Lied Feuerzeug bestens, wie auch der kombinierte Gesang aller Bandmitglieder bei dem flotten Immerfrei. Bei dem recht orientalisch angehauchtem Song Sex in der Wüste übernimmt neben einem beeindruckenden Spiel mit dem Kontrabass der musizierende Herr Deuker; immer unverkennbar mit Sonnenschutz-Kappe auftretend. Ein klassischer Track der Berliner ist wohl auch Erschießen, der treibend und provokativ auftritt. Etwas psychischer wird es zum Ende des Albums mit Ich kann nicht schlafen und dem kühlen, prickelnden Spannung, bevor das Lied Spion wie in einer dunklen Schleife ein tolles Album beendet. Es ist interessant, dass nun, Anno 2025 die Alben wieder neu aufgelegt werden. IDEAL wird niemals alt... 

Erscheinungsdatum: 1981
Format: CD
Label: Eitel Imperial
Tracklist:
  1. Eiszeit
  2. Schwein
  3. Sex in der Wüste
  4. Herrscher
  5. Feuerzeug
  6. Immerfrei
  7. Erschießen
  8. Monotonie
  9. Ich kann nicht schlafen
  10. Spannung
  11. Spion

Live-Mittschnitt 'Erschießen'

Sonntag, 25. Mai 2025

DIAMOND DOG - Köln, 10.04.2025


DIAMOND DOG sind eine französische Band, die sich musikalisch dem New Wave und dem Post-Punk verschrieben hat. Ihr Debütalbum 'Usual Chronicles' sowie Live-Auftritte wie unter anderem beim 'Dark Skies Over Witten Festival' haben mich bestätigt, dass sie eine der erfrischensten Bands des Genre sind. Sie vermischen in ihrem dunklen Sound verspielte und tanzbare Melodien zu den schrägen Einflüssen der Zeit nach der ersten Punk-Rock Welle. Mit der angekündigten 'Spring 2025' Europa-Tour war es für mich keine Frage: diese Band möchte ich nochmal sehen. Somit ging es nach Köln in den renommierten Club 'Sonic Ballroom', um das Vorhaben wahr zu machen... 


Aus der Region hatten die Franzosen sogar noch eine Vorband aufgetrieben. So startete auf der Bühne das rheinische Trio CEMENTA. Ihre Musik wird als Electro-Pop-Wave-Punk bezeichnet. Letzteres Wort mag ich gar direkt streichen; eine Gitarre, die man so gut wie nicht in den Songs hört, hat nicht so viel mit klassischem Punk zu tun. Es lockte mich natürlich schon vor die Bühne, aber mit zwei Synthies im Visier war der Rest der benannten Orientierung schon eher passend; allerdings absolut nicht mein Fall. Die beiden Damen Olga und Anna übernahmen hauptsächlich den Gesang, was Gitarrist Roland nur sporadisch machte. In den immerhin fast vierzig Minuten Spielzeit gaben sie die Songs ihrer E.P. 'Demo' zum Besten, was sich in Tracks wie Soring Birds oder Retracting Moves ausmachte. Dazu hatten sie weiteres neues Material mitgebracht. Wer diese Art von Musik mag, wird wohl sein Gefallen an dem Sound des Trios finden; für mich allerdings hieß es ein Kaltgetränk zu mir zu nehmen... 


CEMENTA
photo: © Ralf Michael Benfer / benfisworld.blogspot.com

Ein wenig Zeit für den Umbau ergab noch den Genuss eines weiteren Kaltgetränks, bis dann die jungen Franzosen die recht kleine Bühne des 'Sonic Ballroom' einnahmen. Da wäre es fast schon positiv zu nennen gewesen, dass DIAMOND DOG aktuell nur noch zu dritt aktiv sind, da sich Gitarrist Jules Buisson Dackow abgeseilt hat. Die Gitarrenparts übernimmt nun Sänger Anthony Bellevrat zum Großteil, dafür wurde das Keyboard an Bassist Eliott Mac Luckie weitergereicht. Lediglich Drummer Gaybeul Gualdi hat noch den gleichen musikalischen Job. Es bleibt zu Hoffen, dass dies nur eine Übergangslösung ist; es schränkt nicht nur die musikalische Qualität etwas ein, sondern beraubt Sänger Anthony von seinem theatralischen Bewegungsdrang auf der Bühne. Unter diesen Umständen jedoch legten die Jungs aus Dijon ein tolles Set hin. Als Starter ging es mit I Want Pluto To Be A Planet Again direkt zur Sache und natürlich war das Debüt-Werk von 2023 das Zentrum des kompletten Gigs. Da dieses aber mit Liedern wie Hold My Pride oder Dead In Your Pocket tolle Songs aufbietet, war der Hörgenuss groß. Sänger Anthony tat sein bestes, um seinen Job als Sänger und Gitarrist gleichermaßen gut zu machen; allerdings hing die Gitarrenarbeit bei theatralischen Songs wie Flash Sideway dann eher etwas hinten dran. Das Trio hatte sogar einige neue Songs im Petto; Solar Waves ist die neue Single der kommenden E.P. und Chaos ist auch musikalisch wortwörtlich zu nehmen. Viel zu schnell verflog die Zeit, in der die tolle Performance auf der engen Bühne die Fans im Ballroom bannte und teilweise das Tanzbein schwingen ließ. Mit Usual Chronicles, dem Titeltrack ihres Debütalbums beendeten DIAMOND DOG ihr leider recht knappes Set.

DIAMOND DOG
photo: © Ralf Michael Benfer - benfisworld.blogspot.com


Aber auch die Franzosen wissen eine Zugabe einzupacken. Throbs ist ein neues Lied, was auch den Titelsong der im Herbst erscheinenden E.P. darstellt. Das bekannte Blue Roses hing somit zwischen dem ersten und einem weiteren neuen Song namens Spiegel Im Spiegel. Vielleicht durch den deutschen Titel eine Hommage an unser Land, in dem DIAMOND DOG laut eigenen Aussagen sehr gerne spielen und garantierten, dass sie bald wiederkehren werden. Musikalisch war dann nach einer knappen Stunde auch Feierabend; allerdings konnte man im Anschluss am Merch-Stand noch ein Pläuschen mit den Musikern halten. Trotz des relativ kurzen Auftritts - was bei einer jungen Band nicht gerade verwunderlich ist - war es ein Vergnügen DIAMOND DOG nochmals auf der Bühne zu sehen... und ich hoffe nicht zum letzten Mal...

Anthony Bellevrat
photo: © Ralf Michael Benfer - benfisworld.blogspot.com


Datum: 10.04.2025
Ort: Köln
Location: Sonic Ballroom
Spieldauer: ca. 55 min.

Setlist:
01. I Want Pluto To Be A Planet Again
02. Solar Waves 
03. Hold My Pride
04. Dead In Your Pocket
05. Flash Sideway
06. Chaos
07. Stage Kitten
08. Usual Chronicles
Zugabe:
09. Throbs
10. Blue Roses
11. Spiegel im Spiegel

Dienstag, 29. April 2025

Flavia de Luce: Des Henkers letzte Mahlzeit - Alan Bradley

Rezension zu 'Flavia de Luce - Des Henkers letzte Mahlzeit' von Alan Bradley


Erscheinungsjahr: 2024
Originalausgabe: 2024
Format: gebundene Ausgabe
Seitenanzahl: 290
Verlag: Penhaligon
ISBN-13: 978-3-7645-3316-8
Preis: 22,00 €


KURZBESCHREIBUNG: 
Misses Mullet unter Mordverdacht! Die Haushälterin von Buckshaw, dem Herrensitz der De Luces soll etwas mit dem Tod von Major Greyleigh zu tun haben. Flavia de Luce, die Hobby-Chemikerin wie Detektivin kann dies nicht glauben. Es ist zwar richtig, dass Misses M, wie die Dreizehnjährige die vertraute Hausdame liebevoll nennt, ebenfalls gelegentlich für den pensionierten Soldaten kochte und im Haushalt half, aber dass ausgerechnet die von ihr gepflückten und zubereiteten Pilze für den Tod des Majors verantwortlich gewesen sein sollen, muss erstmal bewiesen werden. Entgegen den üblichen Warnungen von Inspektor Hewitt macht sich Flavia sofort an den Fall; zu ihrem Leidwesen jedoch mit ihrer sehr nervenden Cousine Udine im Schlepptau. Dass Mister Greyleigh einige Zeit als Henker in England fungierte, macht die ganze Geschichte etwas prekärer. Doch Flavia wäre nicht Flavia, wenn sie nicht eine Spur finden würde - die sie jedoch sogar überraschenderweise zu Geheimnissen ihres verstorbenen Vaters führen soll ... und logischerweise auch in tödliche Gefahr!

KOMMENTAR:
Es dauerte nun tatsächlich fünf Jahre, ehe das nächste Abenteuer um die Hobby-Detektivin Flavia de Luce in die Buchläden gelangte. Ich hatte schon fast gar nicht mehr an eine Fortsetzung geglaubt; nirgends im World-Wide-Web konnte man über diesen Zeitraum an einer Arbeit von Autor Alan Bradley an einem neuen Roman lesen; aufgrund dessen Alter war ich mir gar nicht sicher, ob er noch in der Lage war, ein weiteres Flavia-Werk zu schreiben. Seine eigene Webseite ist übrigens immer noch auf dem Stand von 2019. Doch hier ist er nun - der elfte Band namens 'Des Henkers letzte Mahlzeit'. Immerhin scheint in dem Roman selber die Zeit stehen geblieben zu sein. Flavia haust samt Diener Dogger, ihrer Schwester Feely und der Nervensäge von Cousine Udine weiterhin auf Buckshaw und versucht sich neben ihren Chemie-Experimenten an Kriminalfällen. Einige Dinge fallen dem Fan der Serie schnell ins Auge: die Romane werden immer dünner; während der Preis steigt; demensprechend ist die Handlung auch weniger; zumal Bradley doch zunehmend Flavias Gedankengänge auf die Seiten packt. Das ist teilweise schon interessant; bringt die Handlung jedoch manchmal gar nicht weiter. Ich persönlich hätte mir mehr Taten von der pfiffigen Flavia gewünscht. Aufgrund der nur knapp 300 Seiten ist man dann auch schnell durch das neuste Werk von Bradley gelangt und obwohl er weiter an dem losen Faden der Serie gesponnen hat, fragt man sich doch, ob das so weitergehen soll innerhalb der Serie. Ich mag die Romane um Flavia sehr, doch das schlichte Gerüst um den Mordfall wird von der eigentlichen Message überdeckt - dafür ist das Ganze leider nicht mehr so interessant wie die früheren Fälle der jungen Flavia. Ich hoffe zwar irgendwie, dass es nun nicht der letzte Roman um die kleine Detektivin ist, allerdings hat diese Hoffnung einen Anhang: die Romane sollten wieder etwas aufregender werden!
7,0 von 10 Punkte

BESONDERHEITEN: 
- elfter Kriminalfall mit Flavia de Luce
- Danksagung des Autors
- Danksagung der Übersetzer

Freitag, 25. April 2025

ENTSTAUBT ... im April ...

 ...Die 'ENTSTAUBT'-Rubrik ist ein Tribut an Alben, 
die mindestens zwanzig Jahre auf dem Buckel haben...


THE POLICE - Synchronicity


Es war damals schon ein wenig überraschend, dass sich die begnadete Rock Bank THE POLICE quasi am Höhepunkt ihrer Karriere auflöste. Es gab allerdings schon Diskrepanzen während den Aufnahmen zum fünften und letzten Album namens 'Synchronicity', welche den Anfang vom Ende einläutete. Allerdings war das Album, dass im Jahre 1983 veröffentlicht wurde, eine wahrhafte Perle geworden. Es konnte eigentlich gar nicht mehr besser werden. Schon der Opener Synchronicity I ging flott zur Sache und nahm den Hörer direkt ein, um ihn dann mit dem exotisch klingenden Walking In Your Footsteps weiter folgen zu lassen. Auch das rhythmische Miss Gradenko ging diesen musikalischen Weg, wobei zuvor Oh My God etwas verspielter daherkam und Mother ein psychedelisch angeschlagener Querschläger war, den sehr viele Fans zu schätzen wussten. Die B-Seite wurde von dem Song Synchronicity II erneut flott eingeläutet und ließ wahnsinnige Perlen der Rock-Geschichte folgen. Vorneweg natürlich der Über-Song Every Breath You Take, welches weltweiten Ruhm erlangte und mich immer wieder belustigt, es auf irgendwelchen Kuschel- oder Love-Compilations zu finden; behandelt es doch das krasse Thema des Stalking. Das dramatische King Of Pain war ein weiterer Hammer-Track, der einfach im Kopf blieb und die Professionalität von Sting an Bass und Mikro; Stewart Copeland an den Drums und Andy Summers an der Gitarre noch einmal nachdrücklich unterstrich. Auch Wrapped Around Your Finger geht sich steigernd und trotzdem eingängig in den Gehörgang und setzt sich fest. Etwas blues-behaftet und smooth kommt das abschließende Tea In The Sahara daher und zeigt irgendwie rückblickend, welche Art von Musik Sting in Zukunft machen wollte. Die Arbeiten an einem weiteren Album wurden durch einen Reitunfall von Copeland erst gar nicht gestartet und THE POLICE waren Geschichte - auch wenn sie Jahre später nochmal durch Touren etwas Geld einspielten. Neue Musik des Trios gab es nicht mehr. Allerdings ist 'Synchronicity' auch ein echter Peak, den man kaum noch überbieten kann. Also genießen wir die Scheibe einfach bis in alle Ewigkeit...

Erscheinungsdatum: 1983
Format: LP
Label: A&M Records
Tracklist:
  1. Synchronicity I
  2. Walking In Your Footsteps
  3. Oh My God
  4. Mother
  5. Miss Gradenko
  6. Synchronicity II
  7. Every Breath You Take
  8. King Of Pain
  9. Wrapped Around Your Finger
  10. Tea In The Sahara

Videoclip 'Wrapped Around Your Finger'

Mittwoch, 23. April 2025

TV SMITH AND THE BORED TEENAGERS - Essen, 26.03.2025


TV SMITH ist eine Punk-Rock Legende, welche immer noch aktiv ist, obwohl der gute Herr mittlerweile auch kurz vor den 70 Jahren angelangt ist. Bekannt geworden durch die Band THE ADVERTS in der frühen Phase der Punk-Bewegung hatte er sich bald zu einem renommierten Songwriter gemausert und seinen eigenen Stil gefunden. Allerdings hat er seine Wurzeln nie vergessen und so nahm er die drei Jungs, welche THE BORED TEENAGERS bilden und ging mit den alten Songs auf eine kleine, exklusive Club-Tour in ausgewählten Lokalitäten. Grund genug, um mal vorbeizuschauen; was dann im Essener 'Don't Panic' geschah...

Als Support war BABETTE AND HER CLONE angekündigt, welche mich doch ziemlich überraschte. Die mittlerweile auch betagte Dame ist durch ihr Engagement bei THE VAGEENAS oder BABETTE UND DIE SCHMETTERLINGS schon einschlägig bekannt. BABETTE AND HER CLONE ist ihr Solo-Projekt. Somit überraschte Babette erstmal optisch - zumindest die angereisten Fans, welche die junggebliebene Dame nicht kennen. Denn Pink dominiert hier Bühnenbild und Outfit. Das Bühnenbild stellte eigentlich lediglich das aufblasbare Skelett Onni in logischerweise pink gehaltener Garderobe und ein Pult für einen Rechner dar. Von diesem kam dann auch die komplette musikalische Begleitung - eine weitere Überraschung. Da sie nur Hits in ihrem Programm hatte, waren Songs wie Prinzessin der falschen Töne oder Stecknadeln im Herz alles interessante Nummern, bei denen Babette über die Bühne trabte; sich zwischendurch von einem Fan tragen und auch immer wieder Onni mitsingen ließ. Eine schräges Vorspiel, was aber definitiv bewies, dass Babette einfach liebt, was sie tut und sich einen Sch... darum kümmert, was andere denken - ist doch Punk oder?

BABETTE AND HER CLONE
photo: © Ralf Michael Benfer / benfisworld.blogspot.com

Durch die smarten Gerätschaften von BABETTE AND HER CLONE war die Bühne schnell frei für TV SMITH AND THE BORED TEENAGERS. Das Quartett legte auch direkt los und ging in die Vollen. Das kurze Leben der Punk-Bewegung der Endsiebziger und Frühachtziger hatte auch für THE ADVERTS keine lange Lebensdauer; aber immerhin zwei Studioalben hervorgebracht, welche die totalen Punk-Attitüde inne hatten. So war das Setlist natürlich sehr geprägt von diesen Tracks wie No Time To Be 21 oder Television's Over, die das Quartett in gnadenloser Weise hintereinander herunter ballerte. Dabei machten THE BORED TEEAGERS einen routinierten Eindruck. Zum einen hatten sie schon öfters mit TV SMITH gespielt, zum anderen sind sie Teile der Band aus der spanischen Formation SUZI AND LOS QUATTROS. TV Smith legte eine professionelle Ausdrucksweise an den Start und wirkte auf der Bühne sehr fit. Ein Mittelpart war musikalisch mit jüngeren Songs des Sängers bestückt; die Songs Who's Got The Time oder Ready For The Axe To Drop fügten sich bestens in die Setlist ein. Nicht vergessen darf man hier das grandiose Lion And The Lamb, welches eine wunderbare Dramatik aufkommen ließ. Mit den Knallern des Debüt-Albums von THE ADVERTS namens dem Hit Gary Gilmore's Eyes, logischerweise Bored Teenagers und dem abschließenden One Chord Wonder hauten die vier Jungs nochmal alles raus, bevor sie die Bühne verließen.

TV SMITH AND THE BORED TEENAGERS
photo: © Ralf Michael Benfer - benfisworld.blogspot.com


Da das 'Don't Panic' nicht die größte Lokalität ist und die Band wegen der familiären Atmosphäre ja eben solche Clubs ausgesucht hatten, dauerte es gar nicht lange und das Quartett stand wieder auf der Bühne, um noch drei Lieder als Zugabe rauszuhauen. Dies waren allerdings alles keine Tracks der einstigen Punk-Rock Ikonen, sondern Songs von TV Smith. Doch waren Expensive Being Poor und Immortal Rich keinesfalls minderwertig. Den musikalischen Part beendete dann Lord's Prayer, welcher die angereisten Fans verabschiedete und ein sehr gutes Konzert beendete. Davon kann man eigentlich nie genug kriegen und TV SMITH AND THE BORED TEENAGERS bewiesen, dass Punk noch lange nicht tot ist...

TV Smith
photo: © Ralf Michael Benfer - benfisworld.blogspot.com


Datum: 26.03.2025
Ort: Essen
Location: Don't Panic
Spieldauer: ca. 65 min.

Setlist:
01. Only One Flavour
02. No Time To Be 21
03. Safety In Numbers
04. We Who Wait
05. Television's Over
06. On The Roof
07. My Place
08. I Delete
09. Second Class Citizens
10. Who's Got The Time?
11. Common Economy
12. Ready For The Axe To Drop
13. My String Will Snap
14. Replay
15. Bombsite Boy
16. Lion And The Lamb
17. Gary Gilmore's Eyes
18. Bored Teenagers
19. One Chord Wonder
Zugabe:
20. Expensive Being Poor
21. Immortal Rich
22. Lords Prayer

Samstag, 5. April 2025

Ketten und Macht (Die Napoleon Saga 1795-1803) - Simon Scarrow

Rezension zu 'Ketten und Macht (Die Napoleon-Saga 1795-1803)'

von Simon Scarrow


Erscheinungsjahr: 2020 (Originalausgabe: 2007)
Format: Klappcover
Seitenanzahl: 832
Verlag: Heyne
ISBN-13: 978-3-453-47171-9
Preis: 11,99 €


KURZBESCHREIBUNG:
Nach seinem überraschenden Erfolg bei Toulon wird Napoleon Bonaparte mit der Führung des Italien-Feldzugs betreut, welcher ihn durch Raffinesse und Härte weiteres Ansehen verschafft. Besonders das französische Volk ist angetan von den Siegen des gebürtigen Korsen. Allerdings ist diese Zuneigung den ohnehin zerstrittenen Politikern in Frankreich ein Dorn im Auge und die Revolution droht zu zerfallen. Napoleon muss sich gegen die eignen Landesmänner stellen , und erkennt langsam, dass er scheinbar selber in die Regierung eintreten muss, damit Frankreich nach vorne gebracht werden kann und das Ansehen in Europa erhält, das es verdient. Aber da ist auch noch der Einsatz in Ägypten, der sich nicht aufschieben lässt! Währenddessen kann sein künftiger Kontrahent Arthur Wellington nicht so richtig Fuß fassen; die Karriere in der Armee erweist sich als schleppend. Mit seinen Brüdern Richard und Henry sieht er so nur eine Chance: er muss sich im fernen Indien einen Namen machen. Die Kolonie droht den Engländern aus der Hand zu gleiten; werden immer mehr Stämme der Einheimischen rebellischer und die Ostindien-Gesellschaft ist nur an ihrem eigenen Gewinn interessiert. Arthur, der nun den Namen Wellesley trägt, weiß, dass hier politisches Geschick und militärische Disziplin gefragt ist, um Indien dem britischen Reich untertan zu machen...

KOMMENTAR:
Im zweiten Buch der Napoleon-Saga werden die Jahre 1795 bis 1803 abgehandelt. Dies ist für Napoleon Bonaparte als auch für seinen kommenden Gegner Arthur Wellesley eine sehr wichtige Zeitspanne. Um seine gewünschten Lorbeeren zu erhalten, muss dieser gezwungenermaßen nach Indien reisen. Dort kann er endlich sein Können als Offizier unter Beweis stellen und dementsprechend gewürdigt werden. Der mir gerade im ersten Buch als eher versnobtes Bürschchen aus gutem Hause vorkommende Arthur macht in diesem zweiten Band einen überraschenden Wandel durch und wird dem Leser mehr und mehr sympathisch. Seine Handlungen und Ideen sind sehr menschlich angebracht und tatsächlich wünscht man ihm den gewünschten Erfolg im fernen Indien. Auch Bonaparte hat es in dieser Zeit schwer; er muss neben Kriegen auch noch die Politiker Frankreichs und seine liebestolle Frau Josephine, die er in dieser Zeit kennen und lieben lernt, in Zaum halten. Der in Nigeria geborene Autor Simon Scarrow führt mit diesem 'Ketten und Macht' betitelten Band den Leser weiter durch das Leben von Napoleon und Arthur und das auf eine beeindruckende Art und Weise. Sicherlich sind die beiden Persönlichkeiten zu Lebzeiten außergewöhnlich gewesen - doch dies in der heutigen Zeit auch herüber zu bringen, ist nicht gerade die einfachste Aufgabe. Allerdings Scarrow hat genau dort seine schriftstellerischen Stärken. Bei ihm können sich Figuren wirklich toll entwickeln, was er in all seinen Büchern bewiesen hat. Ganz genau wie sein Gespür, den Leser in die jeweilige Zeit zu versetzen. Es sind einfach Zeitreisen im Kopf, die man erleben darf und irgendwie bin ich froh, dass noch zwei weitere Bücher auf diesen Band hier folgen und man noch einige Zeit im frühen 19. Jahrhundert verbringen kann...
9,3 von 10 Punkte

BESONDERHEITEN:
- zweiter Roman der Napoleon-Saga
- Landkarte von Ägypten und Syrien 1799; von Indien und Norditalien um 1800 
- Anmerkungen des Autors