Trotz allen Mühen gelang es nicht, die erste Band von Beginn an zu sehen, doch drei Songs der belgischen VAGINAS, WHAT ELSE? konnte noch erhascht werden. Der ungewohnte Name zeigte schon auf: hier war Frauenpower angesagt. Mit Bass, Schlagzeug und Umhänge-Keyboard bestückt brachten die drei Damen einen sehr eigenwilligen Sound an den Mann, der an die tiefsten Achtziger erinnerte, in denen vor nichts Halt gemacht wurde. Ein schrilles Outfit dazu und der leicht quatschige Gesang von Keyboarderin Cha Noir samt ziemlich provokativen Texten wie Designer Cunt verschafften so tatsächlich die Aufmerksamkeit der schon anwesenden Besucher. Beim Abgesang mit dem Track Outro gingen die Damen richtig in die Vollen. Ein erweckender Auftritt ...
VAGINAS. WHAT ELSE?
(photo: © Ralf Michael Benfer - benfisworld.blogspot.com)
So ziemlich jeder Musikstil wurde irgendwann einmal tot geredet. Das ist natürlich auch dem Grunge widerfahren. Umso überraschender ist da eine Band wie die britischen SICK JOY, die diesem Stil die Treue halten und dessen Fahnen hochhalten. Auch wenn es das Trio aus Brighton anders nennen mag, wenn man Songs wie das melodiöse Stars oder das treibende Smiling Shame hört, denkt man unweigerlich an Bands wie NIRWANA oder PEARL JAM. Das ist grundsätzlich nicht verkehrt und es war erfrischend, die Jungs auf der Bühne des 'De Reünie' zu sehen. Wenn auch noch ein wenig statisch auf der Bühne, die Musik stand hier im Vordergrund - und ich liege glaube nicht so falsch, wenn ich behaupte, dass sie vor gut dreißig Jahren einen echten Mega-Erfolg gehabt hätten. Was heutzutage daraus entwickelt, wird die Zeit zeigen. Live sind SICK JOY auf jeden Fall zu empfehlen!
SICK JOY
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Aus der Schweiz war die Combo FUTURE FACES angereist und ich muss sagen, dass mich Gruppen aus dem Nachbarland im Süden schon des öfteren positiv überrascht haben. Das Quartett hat sich einem gitarren-orientierten Post-Punk mit einigen Cold-Wave Einflüssen verschrieben, was Songs ihrer Debüt E.P. 'Revolt' wie das hypnotische Structures oder das scheppernde Embraces deutlich aufzeigen. Gut ausgesteuert nahm das sich immer mehr werdende Publikum vor der Bühne den Songs an und wurde von den Schweizern nach vierzig Minuten mit einem beschwörend dunklen wie epischen January verabschiedet - hoffentlich nicht das letzte Mal; der Live-Sound war schon ziemlich betörend. FUTURE FACES könnten innerhalb der Szene gewiss ihrem Namen alle Ehre machen. Dazu müsste nur bald mal ein Full-Length Album erscheinen...
FUTURE FACES
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Die Räumlichkeit füllte sich mit dem Auftritt von I LIKE TRAINS zusehends. Kein Wunder, war die Band bestimmt nicht nur durch ihren Auftritt bei dem allerersten 'Geleen Calling Wave' Festival den anwesenden Zuschauern bekannt. Die Briten haben sich einen klitzekleinen Kultstatus erarbeitet, was zum Teil natürlich mit ihren in den letzten Jahren eher raren Live-Auftritten zu tun hat. Aber diese beherrschen die fünf Mann auf der Bühne immer noch perfekt. Beginnend mit dem melodisch, hypnotischen Mnemosyne starteten die Briten eine wunderbare Stunde tiefgründigen Wave-Rock mit Sprenkeln aus den Nachbar-Genren. Ob nun das einfühlsame A Father's Son oder das einfach bezaubernde October; I LIKE TRAINS boten einfach wunderbare Musik, welche in der Location dazu wunderbar ausgesteuert war. Viel zu schnell verging die Zeit, bis sich das Quintett mit dem epischen Truth verabschiedete. Allerdings legten sie noch das beruhigende Spencer Perceval als Zugabe nach und hinterließen mit der Ankündigung auf ein neues Album sowie einer dazugehörigen Tour im kommenden Jahr mehr als zufriedene wie glückliche Gesichter.
I LIKE TRAINS
(photo: © Ralf Michael Benfer - benfisworld.blogspot.com)
Wer mochte konnte in dem Club-Raum des 'De Reünie' anschließend noch mit sehr wavigen Sound abtanzen oder mit den Bands noch das ein oder andere Wort wechseln. Das 'Geleen Calling Wave' Festival bewies mit diesem Abend, dass es sich als ein liebevoll organisiertes und familiäres Festival etabliert hat - weiter so!
Datum: 08.12.2018
Ort: Geleen
Location: Le Reünie
Spieldauer: Vaginas, What Else? 25 min. / Sick Joy 30min. / Future Faces 40min. / I Like Trains 75min.
Setlist VAGINAS, WHAT ELSE?:
01. Intro
02. Popsicle
03. Stripper Poor Rose
04. Fuck Her
05. Designer Cunt
06. Loose Tile
07. Outro
Setlist SICK JOY:
01. Dissolve Me
02. Senses
03. Stars
04. Stumbler
05. Shoot Your Lover
06. Dirty Water
07. Dry
08. Playing Dead
09. Smiling Shame
Setlist FUTURE FACES:
01. Columns
02. Structures
03. Interlope
04. Dark Veil
05. Embraces
06. Dance
07. January
Setlist I LIKE TRAINS:
01. Mnemosyne
02. Dig In
03. Fathers
04. Rook
05. Bodies
06. Patience
07. Voice
08. Terra
09. October
10. Reykjavik
11. Truth
Zugabe:
12. Spencer Perceval
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