ENTSTAUBT ... im ... Oktober

   ...Die 'ENTSTAUBT'-Rubrik ist ein Tribut an Alben, 
die mindestens 20 Jahre auf dem Buckel haben...

JOY DIVISION - Still

Nach dem Selbstmord ihres Sängers Ian Curtis am 18.Mai1980 lag die Band JOY DIVISION in ihren Trümmern. Die anstehende USA-Tour, welchen dem Quartett zu den ganz großen Bühnen verhelfen sollte, wurde gecancelt und Bassist Peter Hook, Gitarrist Bernard Sumner sowie Drummer Stephen Morris mussten sich schweren Herzens mit dem bewussten Ende der Band um die Veröffentlichung des zweiten Albums 'Closer' kümmern. Dieses Ende ließ den Bootleg-Markt um JOY DIVISION nahezu explodieren; wissentlich, dass die Live-Aufnahmen der Band nun eine rare Sache waren. Dem wollte die Plattenfirma Factory natürlich entgegenwirken. So wurde vor vierzig Jahren, also im Oktober 1981 das Doppelalbum 'Still' auf den Markt gebracht. Aus heutiger Sicht sind die Kritiken an dem Werk teilweise verständlich. Die Studio-Aufnahmen haben teilweise Demo-Charakter und die Live-Aufnahmen sind qualitativ nicht viel besser als die der unzähligen Bootlegs von der Band. Wenn das Album 'Still' nun aber das erste Werk ist, was man von dem Quartett aus Manchester hört und dieses einen vollkommen wegbläst, dann sagt es doch eigentlich aus, wie genial JOY DIVISION doch waren! Beginnend bei dem Opener Exercise One, was wie auch The Sound Of Music sehr kühl und bedrohlich herüber kommt über die rauen, klassischen Post-Punk Tracks Ice Age und Glass bis zu dem epischen, sich aufbauschenden Track The Only Mistake - allesamt musikalische Perlen des Genres. Die Outtakes enden mit dem sehr melodiösen Something Must Break, dem durch Hinzunahme von Synthies die Weiterentwicklung der Jungs aus Manchester deutlich zu vernehmen ist, sowie dem Kult-Track Dead Souls, was Bestandteil jeder Tracklist von Dark-Wave Partys darstellt. Die beiden Seiten der zweiten Vinyl-Scheibe sind ein Mitschnitt des letzten Auftritts vor der Selbsttötung des Sängers, der am 02. Mai 1980 in der Universität von Birmingham stattfand. Viele Lieder aus dem kommenden Album 'Closer' wurden an diesem Abend vorgetragen und so waren Means To An End und Decades hier schon als Rohdiamanten zu erkennen. Auch die Singleauskopplung Transmission kamen zur Geltung. Persönlich gefällt mir die Aufnahme von Shadowplay von den doch teilweise nicht hochwertigen Mitschnitten sehr gut. Den ersten Track stellt übrigens das melodiöse Ceremony dar, was die letzte Komposition der Band mit Ian Curtis war und in der Neuformation unter dem Namen NEW ORDER mit Sumner am Mikrofon dessen erste Single wurde. Der abrupt einsetzende Gesang von Curtis bei der Live-Aufnahme wirkt bedrohlicher als die melancholischen Variante der Nachfolgeband. Erwähnenswert ist noch der Live-Mitschnitt von Sister Ray; einer Cover-Version von THE VELVET UNDERGROUND, bei der jedoch die ersten Strophen nicht aufgezeichnet wurden; ich vermute, das schlichtweg das Mikro nicht reagiert hatte. 'Still' stellt eine Füllung der Lücken in der leider viel zu kurzen Bandgeschichte dar und wurde mittlerweile in verschiedenster Weise überarbeitet aufgelegt. Ein sehr interessanter Baustein des Gebildes JOY DIVISION... 

Erscheinungsdatum: 1977

Format: DMC, CD, DLP

Label: Factory

Tracklist:

1. Exercise One
2. Ice Age
3. The Sound Of Music
4. Glass
5. The Only Mistake
6. Walked In Line
7. The Kill
8. Something Must Break
9. Dead Souls
10. Sister Ray
11. Ceremony
12. Shadowplay
13. Means To An End
14. Passover
15. New Dawn Fades
16. Twenty Four Hours
17. Transmission
18. Disorder
19. Isolation
20. Decades
21. Digital

Audioclip 'Ceremony'