Donnerstag, 1. Dezember 2022

THE CURE - Köln, 22.11.2022


Eigentlich warten die Fans der Wave-Rock Band THE CURE schon seit Jahren auf das angekündigte Album. Teilweise war sogar von mehreren die Rede. Allerdings lassen sich die Mannen um Mastermind Robert Smith gehörig Zeit; erschreckend war dann eher, dass Simon Gallup, der charismatische Bassist der britischen Band, eben jene verlassen haben soll. Ist das Ende von THE CURE eingeläutet? Die überraschende Ansage einer neuen Tour drehte das Karussell dann ganz neu. Auf dieser betitelten 'Lost World Tour' sind die mittlerweile reifen Herren sogar mit neuen Songs unterwegs - und auch mit Simon Gallup... 

Wie auf der letzten großen Tour im Jahre 2016 hatten die Briten als Support die schottische Band THE TWILIGHT SAD mit an Board, welche auch überpünktlich die Bühne betraten und ihren schrägen, von Post-Punk beeinflussten Indie-Rock vortrugen. Das Quintett hat leider immer noch nicht so den knalligen Durchbruch, den es eigentlich verdient - wobei ich schon nicht englischsprachige Länder verstehe, die sich vielleicht an dem Gesang von James Graham, dem Mann am Mikrophon abschrecken, ist dieser doch mit einem starken schottischen Akzent durchzogen - ein einfaches Verstehen auf Anhieb ist da schon schwer. Allerdings macht eben das meiner Meinung nach den großen Reiz sowie den Charme von Liedern wie die vorgetragenen Kill It In The Morning oder I'm Not Here (Missing Face) aus. Dazu das sehr theatralische Gestikulieren von James, gekleidet in einer unkonventionellen Latzhose, während der Rest der Band eher verhalten auf ihren Plätzen verweilte. Leider war den Nordeuropäern nach dem wunderbaren [10 Good Reasons For Modern Drugs] nur gute vierzig Minuten vergönnt, welche aber eben das schafften, was sie sollten: die Vorfreude auf kommendes steigern...

THE TWILIGHT SAD
photo: © Ralf Michael Benfer / benfisworld.blogspot.com

Eine etwas längere Umbaupause ließ die Fans in der packe-vollen Lanxess Arena zu Köln noch ein wenig mehr auf Robert Smith und Co. warten. Als dann das Sextett auf die Bühne marschierte gab es für die Freude der Fans kein Halten mehr. THE CURE waren wieder zurück. Welch einen Status die Band hat zeigte sie direkt mit dem ersten Song, einem neuen Werk namens Alone, was stilistisch irgendwo zwischen dem 'Disintegration' und dem 'Bloodflowers' Album hing. Es wirkte wunderbar und zog die Besucher der Kölner Location tief hinein in die musikalische Welt der Engländer. Immer mit passenden Hintergrundbildern oder Live-Übertragungen an den Leinwänden untermalt gab es eine Reise durch die Geschichte der Band. Und ob nun düstere Werke wie At Night, eingängigeren New Wave wie A Night Like This oder aggressivere Lieder wie Burn - die Fans feierten jedes einzelne ab, als wäre es das letzte Lied. Der charismatische Sänger weiß halt diverse Genre und somit verschiedenste Musikliebhaber auf den Konzerten von THE CURE zu vereinen. Eher wortkarg konzentrierte sich der Mastermind und seine Kollegen auf ihre Songs und machten mit Liedern wie Pictures Of You, einem diesmal sogar relativ kurzem A Forest und einem episch zu nennenden At The Edge Of The Deep Green Sea den Abend zu einem ganz besonderen. Während Simon bassierend immer wieder mal über die Bühne lief, trieb es Robert ab und an zu den seitlichen Bühnenrändern, um auch die Atmosphäre der Oberränge aufzunehmen. Dazu bediente er mit sehr starken Neulingen wie And Nothing Is Forever und Endsong seine Fans äußerst befriedigend - gerade auch in Hinblick auf ein neues Album; wobei letztgenannter Song Robert selber packte und emotional mitnahm. Das Lied beendete auch den Hauptteil der Setlist - obwohl es lange kein Geheimnis mehr ist, dass die Zugaben von THE CURE so manchen Komplettauftritt anderer Bands an Qualität und Länge locker schlugen!

THE CURE
photo: © Ralf Michael Benfer - benfisworld.blogspot.com

Und um es vorweg zu nehmen: es war auch an diesem November-Abend in Köln der Fall. Das erste Zugaben-Paket startete ebenfalls mit einem neuen Lied - I Can Never Say Goodbye fügte sich prima zu den folgenden eher dunkleren Liedern; allesamt des schon erwähnten 'Disintegration'-Albums entnommen. Waren Plainsong und das ergreifende Prayers For Rain schon eine Hausnummer für sich, legten die Briten mit dem Titeltrack Disintegration die Latte nochmal ein gutes Stück höher, um jedoch dann von der Bühne zu verschwinden. Ob es das schon war? Mitnichten - das zweite Paket brachte nochmal mächtig Bewegung in die Menge, leitete Lullaby doch eine beschwingende Zugabe ein. Hauptsächlich handelte es sich bei den Liedern wie Friday I'm In Love oder dem melodiösen, fast poppig zu nennenden In Between Days um diverse Single-Auskopplungen, die natürlich einen riesigen Bekanntheitsgrad genossen und selbst die weniger großen Fans abfeiern lassen konnte - falls es da überhaupt welche dieser Gattung in der Halle gab. Auch Just Like Heaven wurde seinerzeit nicht selten im Radio gespielt - den großen Durchbruch von THE CURE hatten sich die mittlerweile ebenfalls reifen Herren aber bis zum Schluss aufbewahrt. Boys Don't Cry ließ dann eben doch den ein oder anderen Herren der Schöpfung mit der Flüssigkeit aus den Augen kämpfen. Nach knapp zwei Stunden und vierzig Minuten war ein absolut emotionaler Abend an seinem Ende angelangt. THE CURE sind eine lebende Legende, trotzdem bodenständig, bescheiden und leidenschaftlich was ihre Musik betrifft. Für die Fans ist die Hoffnung auf ein weiteres Album der Band um Robert Smith gefestigt worden und die stärkste Aussage machte der Kopf der Band ganz zum Schluss: We will see us again - was soll man da noch sagen? Genießt die freudige Kunde geführt von den Erinnerungen an den Abend mit THE CURE... 

Robert Smith
photo: © Ralf Michael Benfer - benfisworld.blogspot.com


Datum: 22.11.2022
Ort: Köln
Location: Lanxess Arena
Spieldauer: ca. 160 min.

Setlist:
01. Alone
02. Pictures Of You
03. A Night Like This
04. Lovesong
05. And Nothing Is Forever
06. The Last Day Of Summer
07. A Fragile Thing
08. Cold
09. Burn
10. The Hungry Ghost
11. At Night
12. Push
13. Play For Today
14. A Forest
15. Shake Dog Shake
16. From The Edge Of The Deep Green Sea
17. Endsong
Zugabe I:
18. I Can Never Say Goodbye
19. Plainsong
20. Prayers For Rain
21. Disintegration
Zugabe II:
22. Lullaby
23. The Walk
24. Friday I'm In Love
25. Close To Me
26. In Between Days
27. Just Like Heaven
28. Boys Don't Cry

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