Ich hatte schon mitbekommen, dass die legendäre Punk-Rock Band U.K.SUBS auf einer Europa-Tournee ist, allerdings dann doch recht kurzfristig gehört, dass es für Sänger Charlie Harper und Konsorten die letzte Runde durch die Ländereien sein sollte. Verständlich ist es schon; Harper geht stramm auf die Achtzig zu; war er doch schon in der Blüte der Punk-Bewegung über 30 Jahre alt gewesen. Zuvor war er mehr seinem Hobby frönend in der Rhythm And Blues Szene aktiv. Erst mit dem Aufkommen des Punk wurde die Musik auch sein Fulltime-Job. Und nun, nach unzähligen Auftritten mit den U.K. SUBS; übrigens die einzige Band, welche für jeden Buchstaben im Alphabet ein Album veröffentlicht hat, soll Schluss mit dem Rockstar-Leben sein. Klar, dann musste ich so nach Frankfurt in die schmucke Location 'Das Bett' anreisen, um ein Fairwell abzugeben. Die britischen Punk-Rocker hatten sogar einen Support mitgebracht. Dies waren die Schweizer NASTY RUMOURS aus demselben Genre.
Hatte ich noch letztens noch in einer Plattenkritik genörgelt, dass es so gut wie keine Bands mehr gibt, die den Hörer mit dem klassischen Punk-Rock bedienen, belehrte mich das junge Quartett aus dem süddeutschen Nachbarland eines besseren. NASTY RUMOURS gehen ab wie die Feuerwehr; was direkt mit dem Opener Kicks From '76 bestätigt wurde. Schon alleine dieser Titel sagte doch eigentlich alles aus. Sänger Juli konnte gefühlt keine drei Sekunden ruhig stehen, die Klampfer Flo am Bass und Gitarrist Jamous ließen die Saiten derbe schwingen, während Drummer Danny dem Ganzen einen wuchtigen Rhythmus verlieh. Ab und an ertönte in klassischer RAMONES-Manier ein "1-2-3-4", bevor der nächste Track in das Publikum gefeuert wurde. Dieses nahm den Sound, der übrigens zwar bestechend laut, aber sehr gut war, dankbar an und feierte die sympathischen Schweizer ziemlich ab. Lieder wie I Wanna Kill Your Boyfriend oder Shut The Hell Up erinnern an die klassischen Bands wie THE BOYS oder BUZZCOCKS und machen auch einfach Spaß. Aus Zeitmangel wurden nicht viele Worte an den Mann gebracht, immerhin entschuldigte Frontmann Juli seine komische deutsche Aussprache mit dem Herkunftsland des Quartetts. Ansonsten flogen die fünfunddreißig Minuten Spielzeit nur so vorbei, in der das Publikum mehr als aufgeheizt wurde. NASTY RUMOURS sollte man definitiv im Auge behalten; wenn Legenden wie U.K. SUBS den Schwanengesang einleiten, brauchen wir - auch entgegen der Meinung "No More Heroes Anymore" von THE STRANGLERS - doch neue Helden. Zumindest Helden des Punk-Rock!
NASTY RUMOURS
photo: © Ralf Michael Benfer / benfisworld.blogspot.com
Der Umbau war überraschend schnell vollzogen und so war das Publikum in der ziemlich gefüllten Lokalität noch gut aufgeheizt. Übrigens waren auch einige Kinder mit ihren Eltern vor Ort. Das Kulturerbe Punk sollte also noch weiter in den Köpfen der Menschheit bleiben. Einen großen Anteil daran haben die nun startenden U.K. SUBS, welche in ihrer gesamten Geschichte unermüdlich auf Tour waren und die Fans des Punk-Rocks mehr als begeistert hatten sowie immer wieder neue Hörer auf sich zogen. Auch hier wurde mit dem ersten Song Emotional Blackmail direkt die Lunte gezündet. Bei den Die-Hard-Fans - und hier waren tatsächlich Besucher aus eben dem britischen Königreich, aus Frankreich, den Niederlanden, der Schweiz und aus allen Ecken Deutschlands vor Ort - reichte dies, um mitzuhüpfen, einen Pogo hinzulegen oder einfach mitzugröhlen. Das Zentrum der Aktivitäten auf der Bühne war schlicht und ergreifend Sänger Charlie Harper. Ich verneige mich vor diesem Mann, der die Attitüde 'Live Fast, Die Young' völlig in 'Stay Young To Get Old' gewandelt hatte. In seinem Alter noch auf den Bühnen Punksongs wie Endangered Species oder Down On The Farm herumzuschmettern; dabei auch noch gelegentlich zu Hüpfen und die Massen vor dem Podium noch anzufeuern - das verdient schon jegliche Anerkennung. Ob nun dunklere Töne wie bei Ice Age oder einen derben Knaller wie Warhead - Bassist Alvin Gibbs und Gitarrist Steve Straughan standen Charlie zur Seite und ballerten die Songs nur so heraus. Natürlich durfte der bekannteste Song Strangehold nicht in der Setlist fehlen, aber egal was U.K. SUBS musikalisch an diesem Abend aufboten - die Fans machten ein Fest draus. Das jüngste Bandmitglied Steve hatte tatsächlich mit seinen knallroten Haaren einen klassischeren Punk-Look; Charlie hingegen, der immer wieder mal von einer Bierflasche nuckelte, war in den letzten Jahren verstrubbelt ergraut und wirkte trotzdem mit Nickelbrille, Bandshirt und Converse-Sneakers ziemlich cool. Mit dem dem Kracher Disease war dann das reguläre Set aufgebraucht und das Quartett verschwand unter starkem Applaus von der Bühne.
photo: © Ralf Michael Benfer - benfisworld.blogspot.com
Langsam wurde dann der Schwanengesang eingeleitet - war die Zugabe nun der letzte Auftritt der U.K. SUBS in der Gegend? Der Band schien das ziemlich egal, sie starteten voller Elan mit C.I.D. weiter durch und rockten tolle Songs wie Kicks und Party In Paris hinterher. Allerdings war dann auch wieder Schluss ... um nach johlenden Zugabe-Rufen noch ein aller letztes Mal auf die Bühne zu steigen. Charlie und Co. legten mit Organized Crime und Teenage nochmals Punk-Rock vom Besten nach. Und nach siebzig Minuten, die gefühlt wie eine halbe Stunde vergangen waren, hieß es wohl mit einem lachenden und einem weinenden Auge Abschied von den U.K. SUBS zu nehmen. Dankbar über einen energiegeladenen Abend ging es dann langsam wieder in Richtung Heimat - mit vielen einzigartigen Erinnerungen im Kopf.
Goodbye U.K. SUBS - your music stays forever!
photo: © Ralf Michael Benfer - benfisworld.blogspot.com
Datum: 28.01.2023
Ort: Frankfurt
Location: Das Bett
Spieldauer: ca. 70 min.
Setlist:
01. Emotional Blackmail
02. You Don't Belong
02. You Don't Belong
03. Endangered Species
04. Rockers
05. New York State Police
04. Rockers
05. New York State Police
06. Bitter & Twisted
07. Fear Of Girls
08. Limo Life
09. Down On The Farm
10. Ice Age
11. Tomorrow Girls
12. Warhead
07. Fear Of Girls
08. Limo Life
09. Down On The Farm
10. Ice Age
11. Tomorrow Girls
12. Warhead
13. Riot
14. Stranglehold
15. Disease
Zugabe I:
16. C.I.D.
17. I Live In A Car
18. Keep On Running
19. Kicks
20. Party In Paris
Zugabe II:
21. Organized Crime
22. Teenage
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