Montag, 31. Juli 2023

GUNS 'N' ROSES - Frankfurt, 03.07.2023

 


An den Hard-Rock Helden der Neunziger GUNS 'N' ROSES scheiden sich heutzutage die Geister. Die Die-Hard Fans stehen natürlich kompromisslos hinter dem Septett, während Spötter die Truppe gerne abgewrackt und verbraucht nennen. Viel musikalisch Neues gibt es eher wenig (immerhin zwei wenn auch wenig beachtete EPs im Jahre 2021); da muss man wohl eher bei den Projekten der Bandmitglieder schauen. Wenn die Band in den Schlagzeilen steht oder überhaupt eine Nachricht wert ist, dann doch eher negativer Art. In diesem Jahr haben die Amerikaner auf ihrer aktuellen Tour gerade mal ein Konzert in Deutschland angesetzt gehabt - da ich die mittlerweile reifen Jungs (und das Mädel, was jedoch noch jünger ist) schon gerne mal auf der Bühne sehen wollte, ging es also nach Frankfurt ins Waldstadion - ja, bei mir heißt das immer noch so - es muss einfach nicht alles vermarktet werden. Sehr überraschend war der Support; THE PRETENDERS mit Chrissie Hynde sind natürlich eine echte Bereicherung für diesen nicht gerade günstigen Trip...

Und das Quartett mit der charmante Dame, die im Dunstkreis der SEX PISTOLS groß wurde, war dann auch weitaus überpünktlich auf der Bühne. Der Beginn war um 19 Uhr angepeilt; schon eine Stunde zuvor erklangen die ersten Töne des Intros der englisch/amerikanischen Band. Mit Losing My Sin Of Taste startete Chrissie und Co. ihr gut 45 minütiges Set. Ganz ehrlich: die Band wirkte auf der riesigen Bühne ziemlich verloren; übergroß prangte der Name auf der wahnsinnigen, überdimensionalen High-Tech Leinwand, während das Quartett trotz Schlagzeug gerade mal ein Drittel der Bühne nutzte. So ging leider irgendwie die Aufmerksamkeit etwas verloren, was bei so tollen Songs wie Don't Get Me Wrong oder dem romantischen Klassiker I'll Stand By You leider sehr schade war. Die drei Herren und die Dame gaben sich allerdings Mühe, um eben Aufmerksamkeit zu erhaschen; immerhin ist ein neues Album namens 'Relentless' in der Pipeline, was im Herbst das Licht der Welt erblicken soll. Der Eröffnungssong stammt übrigens aus diesem jüngsten Werk. Mit dem eingängigen Lied Mystery Achievement beendeten Chrissie samt Gitarrist James Walbourne, Bassist Chris Hill und Drummer Kris Sonne ihr Set, was auf einer weitaus kleineren Bühne gewiss viel besser gewirkt hätte...

THE PRETENDERS
photo: © Ralf Michael Benfer / benfisworld.blogspot.com

Die Herren ( und die Dame) von GUNS 'N' ROSES ließen die Fans dann einige Zeit zappeln, bis ihre Show los ging. Als dann jedoch die digitale Leinwand, die schon einige Zeit übergroß das Band-Logo präsentierte in animierende Bewegung geriet, startete das Spektakel. Und daran waren Sänger Axl Rose und Co. wirklich gelegen. Ich hatte im Vorfeld einiges negatives über die Performance vom Mann am Mikro gelesen, doch an diesem Abend war er zumindest in Bestform und machte im Laufe des Abends mächtig Meter auf der riesigen Bühne im Waldstadion. Mit It's So Easy ging die Zeitreise durch die große Zeit der Amerikaner los. Den Stoff zu einem großen Konzert haben GUNS 'N' ROSES allemal geschrieben und ihre zum Großteil Platin-verzierten Songs wie Welcome To The Jungle, Live And Let Die oder natürlich November Rain, bei dem Axl ganz gekonnt das wuchtige Piano nutzte, welches zuvor auf die Bühne gebracht wurde, waren alle vertreten. Sehr gut waren die nicht ganz so bekannten Tracks wie Rocket Queen oder Nightrain. Leider muss ich nun auf die Akustik im Stadion zu sprechen kommen, denn das ganze wirkte ziemlich breiig und zerflossen. Leider konnte man Axl im Stadion nur ganz schwerlich verstehen, was gerade bei Ansagen nicht vorteilhaft war. Okay, dafür waren die Texte ja dann doch sehr vertraut. Unglaublich gut standen die Amerikaner bei den Coversongs da; war Slither von VELVET REVOLVER quasi schon annektiert, überraschten umso mehr T.V. Eye von THE STOOGES und ganz besonders Down On The Farm der Punk-Heroen U.K. SUBS, die ich tags zuvor noch auf dem 'Ruhrpott Rodeo' in Hünxe erleben durfte. So schließen sich musikalische Kreise. Ihre Kreise zogen natürlich alle Bandmitglieder bis auf Drummer Frank Ferrer und Keyboarder wie Percussion-Mann Dizzy Reed und Keyboarderin Melissa Reese - war auch schwer möglich bei ihrem Job. Aber gerade der charismatische Slash an der Gitarre war immerzu präsent und lieferte unglaublich gute Gitarren-Arbeiten ab. Vor dem eh schon mit einem Riff für die Ewigkeit versehenen Sweet Child O' Mine legte er ein sehr smoothes Solo hin und auch den ein oder anderen weiteren Song streckte er mit einem solchen. Bassist Duff McKagan und auch Gitarrist Richard Fortus, den ich schon seit seinem Engagement der Band LOVE SPIT LOVE sehr schätze, machten tolle Arbeit und nutzten die Bühne bestmöglich aus. Axl war aus meiner Sicht nach den gelegentlichen Kostümwechseln allerspätestens mit Civil War richtig heiß in seinem Element und lieferte gegen Ende des Konzerts wirklich toll ab. Das Ende war nach einem sehr gelungenem Don't Cry logischerweise mit Paradise City nochmal ein Song aus dem großen Hit-Register von GUNS 'N' ROSES und ein würdiges Finale. 

GUNS 'N' ROSES
photo: © Ralf Michael Benfer - benfisworld.blogspot.com

Eine Zugabe war nach den immerhin fast drei Stunden nicht zu erwarten. Ehrlich gesagt hatte ich mit weniger gerechnet und muss der Band schon ein Lob aussprechen. Unter den Umständen der äußerst bescheidenen Akustik hatte das Septett ihr Bestes gegeben. Dass die Musiker der Band aber keine richtige Einheit darstellen, konnte man jedoch ausmachen, obwohl sich gerade Axl sehr bemühte, das Ding gemeinsam durchzuziehen. Sehr enttäuschend waren für mich letztlich die Fans, die einfach sowas von statisch wirkten. Selbst wenn der Funke nicht übersprang, sollte man doch das Beste aus dem Abend machen - das war bei vielen ehrlich gesagt nicht der Fall - verschenkte Zeit für die Armen...

Axl Rose & Slash
photo: © Ralf Michael Benfer - benfisworld.blogspot.com


Datum: 03.07.2023
Ort: Frankfurt
Location: Waldstadion
Spieldauer: ca. 170 min.

Setlist:
01. It's So Easy
02. Bad Obsession
03. Chinese Democracy
04. Slither
05. Pretty Tied Up
06. Mr. Brownstone
07. Welcome To The Jungle
08. Hard Skool
09. Absurd
10. Reckless Life
11. Double Talkin' Jive
12. Estranged
13. Live And Let Die
14. Down On The Farm
15. Rocket Queen
16. You Could Be Mine
17. T.V. Eye
18. Anything Goes
19. Civil War
20. Sweet Child O' Mine
21. November Rain
22. Patience
23. Knockin' On Heaven's Door
24. Nightrain
25. Don't Cry
26. Shadow Of Your Love
27. Paradise City

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