Sonntag, 17. August 2025

ZSK - Kassel, 26.07.2025




Die Freude war groß, als die Berliner Punk-Rock Band ZSK die Info herausbrachte, dass das neue Album namens 'Feuer und Papier' im Herbst veröffentlicht wird und es dann auf eine Tour gehen würde. Die ersten Auskopplungen erwiesen sich als tolle Songs und damit das Quartett nicht einrosten würde, entschloss es sich für drei Warm-Up Konzerte. Eine sehr gute Gelegenheit, die Jungs nochmal auf einer kleineren Bühne erleben zu können. Dazu machte ich mich an einem (endlich) sonnigen Tag Ende Juli auf den Weg nach Kassel, wo die erste Warm-Up Show von ZSK in der 'Goldgrube' gezündet werden sollte...
 

Der erste Eindruck dieser kleinen, positiv geschätzt ca. 120 Mann fassenden Location war direkt: es würde eng und sehr warm. Ich sollte mich nicht getäuscht haben; schon beim Start der Vorband MELLONBALL stieg die Temperatur in dem kleinen Club. Das Quintett aus Nürnberg war von ZSK eingeladen, die Warm-Up Konzerte zu supporten und legte nach einem Intro direkt mit dem starken Song Sinking los. Sängerin Oli nutzte die kleine Bühne so gut es ging, um ihren Bewegungsdrang zu befriedigen, während die Gitarristen Basti und Mally sowie Jens am Bass sich möglichst effektiv aufteilten. Ein Wohl dem, wer wie Julian Drummer ist und seinen festen Sitz hat. Lieder wie Garbage Day oder ihr wohl bekanntester Track Sicker zeigten das Potential der Süddeutschen auf - flotter, core-lastiger Punkrock mit starken Gesang. Neben einem Dank an den Headliner gab es noch die Botschaft für Toleranz gegenüber allen Menschen sowie Respekt miteinander. Das gilt besonders für das weibliche Geschlecht. Ansonsten nutzen MELLONBALL ihre guten vierzig Minuten für Musik, bevor mit dem Lied Fastforward abgedankt wurde. Haltet mal bei Bandcamp und Co. ein Ohr hin - das Quintett hat es verdient... 


MELLONBALL
photo: © Ralf Michael Benfer / benfisworld.blogspot.com

Nicht allzu lange dauerte die Umbaupause, um dann die Berliner Band ZSK durchstarten zu lassen. Und das Quartett war heiß, was nicht nur an den steigenden Temperaturen in der 'Goldgrube' lag. Das neue Album lässt nicht mehr lange auf sich warten; die Festival-Zeit neigt dem Ende und Joshi und Co. wollten nun auch neue Songs präsentieren. Neben dem Starter Herz für die Sache und Knallern wie Unzerstörbar oder dem jüngeren Darwin kam mit Wir kommen in deine Stadt der erste neue Track - den das Publikum schon bestens mitsingen konnte. Den Sozialen Medien sei es gedankt... Mit einer Person weniger als die Vorband auf der Bühne konnte neben Joshi auch Bassist Eike und Gitarrist Arne etwas Bewegungsfreiheit genießen. Trotz allem wurde es den Jungs dann zu bunt - beziehungsweise zu heiß. So machte sich Joshi kurzerhand durch den Seiteneingang auf dem Weg zur Tanke um die Ecke, um für alle Eis zu besorgen. Das alles geschah auch beeindruckend flott und kurz darauf hatten etliche Fans und Zuschauer einen Flutschfinger oder andere kühlende Naschereien in der Hand. Habe ich auch noch nicht erlebt. Natürlich gab es auch noch Musik. Neben den älteren Songs Es müsste immer Musik da sein und Die Kids sind okay gab es sogar noch mit Keine Liebe für Berlin und Sommer ohne Nazis zwei neue Tracks. Positiv überrascht wurde ich persönlich noch mit einer Coverversion von IGGY POPs The Passenger. In der kleinen 'Goldgrube' schaffte es Joshi sogar, sich unter die tiefliegende Decke zu hängen - natürlich mitten in die Fans. Mit dem schnellen Lied Himmel ging es dann für ZSK kurzzeitig von der Bühne.  

ZSK
photo: © Ralf Michael Benfer - benfisworld.blogspot.com


Aufgrund der limitierten Möglichkeiten konnte man es gar nicht so nennen und mit ein paar Bier als Erfrischung gab es dann mit dem Akustiksong Und ich höre dich atmen sowie den linksgerichteten Songs Make Racists Afraid Again und Antifascista eine Art Zugabe mit deutlicher Botschaft. Auch wenn Ende August noch zwei weitere Warm-Up Konzerte folgen werden - die neunzig Minuten zeigten, dass die Berliner Jungs von ZSK bereit für das neue Album und die dazugehörige Tour sind. Diese wird jedoch in größeren Sälen stattfinden und man darf sich wirklich drauf freuen...

Joshi
photo: © Ralf Michael Benfer - benfisworld.blogspot.com


Datum: 26.07.2025
Ort: Kassel
Location: Goldgrube
Spieldauer: ca. 90 min.

Setlist:
01. Herz für die Sache
02. Punkverrat
03. Wir kommen in deine Stadt
04. Unzerstörbar
05. Kein Talent
06. Darwin
07. HassLiebe
08. Die Kids sind okay
09. Neuanfang
10. Es müsste immer Musik da sein
11. Nicht allein
12. Keine Liebe für Berlin
13. Keine Angst
14. Sommer ohne Nazis
15. Die besten Lieder
16. Alle meine Freunde
17. The Passenger
18. Himmel
Zugabe:
19. Und ich höre dich atmen
20. Make Racists Afraid Again
21. Antifascista

Donnerstag, 14. August 2025

Genevieve Cogman - Die unsichtbare Bibliothek

 Rezension zu 'Die unsichtbare Bibliothek' von Genevieve Cogman



Erscheinungsjahr: 2015 (Originalausgabe: 2015)
Format: Klappcover
Seitenanzahl: 432
Verlag: dtv
ISBN-13: 978-3-423-22081-1
Preis: 14,99 €


KURZBESCHREIBUNG: 
Der Auftrag klingt für die Bibliothekarin Irene Winters eigentlich einfach: sie soll in ein viktorianisches London reisen und für die Bibliothek eine seltene Ausgabe von Grimms Märchen erbeuten. Dass sie dazu mit Kai einen Lehrling an die Hand bekommt, macht die Sache etwas aufwendiger. Sie ahnen beide aber nicht, dass in diesem London, welches von Vampiren, Elfen und anderen abenteuerlichen Gestalten beheimatet wird, schon eine Jagd auf eben jenes Buch begonnen hat. Nicht nur, dass der Besitzer Lord Wyndham ermordet wurde; auch den Kontaktmann der Bibliothek Dominic Aubrey finden Irene und Kai bald bestialisch ermordet auf. Sind die 'Eiserne Bruderschaft' oder gar die scheinheilig wirkenden Elfen unter der Führung des teuflisch charmanten Silver die Drahtzieher? Die Suche nach dem Buch erweist sich als noch schwieriger, als mit Bradamant eine weitere Bibliothekarin in dieser Welt erscheint und auch Alberich, ein abtrünniger Bibliothekar, der seine persönliche Jagd auf Grimms Märchen gestartet hat. Ob die noch junge Bibliothekarin eine solch gefährliche Mission überhaupt bestehen kann, wird mehr und mehr fraglich...

KOMMENTAR:
Die englische Schriftstellerin Genevieve Cogman hat mit dem Roman 'Die unsichtbare Bibliothek' eine wunderbare Welt geschaffen, die allen Freunden des fantastischen Buches das Herz aufgehen lassen. Ihr Konzept ist, dass es eine unendlich große Bibliothek gibt, denen Menschen dienen, die dafür ein unnatürlich langes Leben erhalten. Ihre Aufgabe ist es aus verschiedensten Parallelwelten wichtige wie seltene Bücher zu retten und sie der Bibliothek einzuverleiben. Welch ein schöner Gedanke! Die Welten sind verschiedenartig; in diesem Buch von 2015 begibt sich die Heldin Irene Winters in ein viktorianisches London, welches aber auch Vampire, Werwölfe und eine gute Ladung Steampunk aufweist. Die Waffen der Bibliothekare ist die Sprache, mit der sie Dinge ändern können, wie zum Beispiel ein Türschloss zu öffnen. Es gibt zu allem allerdings einen Gegensatz. Das sind in diesem Falle die Elfen und ihre Magie, die Chaos verursacht, was der jeweiligen Welt nicht gerade gut tut. Trotz einigem Wirrwarr und schon etlicher Menge an Informationen ist dieses Debüt von Cogman echt lesenswert, zumal es den Auftakt zu einer Serie bildet. Und mit einem solchem - teils mitreißenden Start - kann man auch gerne in weitere Abenteuer um die Bibliothekarin Irene und ihrem Assistenten Kai versinken. Und das doch am Besten der Reihe nach, oder?
8,3 von 10 Punkte

BESONDERHEITEN:
- Danksagung der Autorin

Dienstag, 12. August 2025

Jera On Air Festival - Ysselsteyn, 27.06.2025 (Tag 2)



Ich bin ganz ehrlich: eigentlich wollte ich auf das JERA ON AIR Festival aus einem einzigen Grund: SEX PISTOLS. Die Termine in Deutschland, welche die Urväter des Punk-Rock auserkoren hatten, wären mir etwas zu aufwendig geworden. An einem Freitag nach Berlin zu reisen, um die originalen Mitglieder Paul Cook am Schlagzeug und Gitarrist Steve Jones gemeinsam mit dem ersten Bassisten Glen Matlock und am Mikro den Sänger Frank Carter zu sehen, war schon aufwendig; einen Tag später am Ruhrpott Rodeo wäre es echt nicht billig geworden, da meine Töchter an diesem Wochenende ebenfalls bei mir waren. Und die hatten dazu eigene Termine. So war es eine tolle Option, dass die Briten sich eine Woche zuvor auch auf dem Punk-Rock und Hardcore Festival in Ysselsteyn nahe an der Grenze zu Deutschland blicken lassen wollten. Also nichts wie hin; zumal das Line-Up noch weitere aurale Schmankerl bereit hielt. Von den Ereignissen und Highlights meines Tagestrips habe ich hier mal die wichtigsten Punkte zusammengetragen...      
  • Das Wetter war recht durchwachsen an diesem Wochenende, was auf dem JERA ON AIR kein Problem darstellt - die Konzerte finden in Zelten bzw. einer Scheune statt
  • Das niederländische Festival ist in Sachen Food und Merch vielen voraus - es gibt eine Marktstraße, wo man sich sogar neben Piercing oder Tätowieren die Haare schneiden lassen konnte
  • Signierstunden von FRANK TURNER oder den LANDMVRKS verursachten längere Schlangen als gedacht
  • Nicht richtig gesehen, aber musikalisch als toll vernommen habe ich die britische Post-Hardcore Band CASKETS

DONOTS
photo: © Ralf Michael Benfer / benfisworld.blogspot.com

  • Der Auftritt der französischen Hardcore Band LANDMVRKS musste wegen technischen Problemen über zehn Minuten unterbrochen werden
  • Bei den Auftritten der Bands BOOZE & GLORY oder RAMONES ALIVE war es in der Sparrow Scheune teilweise so brechend voll, dass die Fans noch meterweit vor der Scheune standen
  • Mit gut 50 Auftritten auf 5 Bühnen pro Tag ist das Angebot auf einem Festival dieser Größenordnung schon beeindruckend

LANDMVRKS
photo: © Ralf Michael Benfer - benfisworld.blogspot.com

  • Die amerikanische Pop-Punk Band YELLOWCARD brachte einige neue Tracks mit und es scheint so, als käme nach fast 10 Jahren nochmal ein neues Album
  • Mit Frontmann Frank Carter gibt es nochmal einen richtigen Auftrieb bei den SEX PISTOLS; seine Energie bringt richtig Leben in die kultigen Punk-Rock Songs der Urväter
  • Überraschend ehemalige Arbeitskollegen auf einem Festival außerhalb des Landes zu treffen, ist mehr als eine wunderschöne Überraschung

SEX PISTOLS & FRANK CARTER
photo: © Ralf Michael Benfer - benfisworld.blogspot.com


Datum: 27.06.2025
Ort: HünxeYsselsteyn / NL
Location: Zeilbergseweg


Running Order Freitag EAGLE STAGE:
12:30 Sign Of The Swarm
13:30 Crossfaith
14:45 Northlane
16:15 Stray From The Path
17:45 Landmvrks
19:15 Nothing More
20:45 While She Sleeps
22:15 The Sex Pistols & Frank Carter
00:30 Pendulum

Running Order Freitag VULTURE STAGE:
12:00 Defects
13:00 Aviana
14:00 House Of Protection
15:30 Caskets
17:00 Donots
18:30 Currents
20:00 Frank Turner & The Sleeping Souls
21:30 Health
23:15 Yellowcard

Running Order Freitag BUZZARD STAGE:
12:00 I'll Get By
13:00 Headbussa
14:00 Spy
15:30 Sunami
17:00 Slapshot
18:30 The Scratch
20:00 Nasty
21:30 Hot Water Music
23:15 Grandson

Running Order Freitag HAWK STAGE:
12:30 Catbite
13:30 Call It Off
14:45 Driveways
16:15 Dooosekader
17:45 Street Dogs
19:15 Creeper
20:45 Punkrock Factory
22:15 Guilt Trip
00:00 Lagwagon

Running Order Freitag SPARROW STAGE:
12:00 De Rooje Jager
12:30 Spare Kid
13:30 St. Plaster
14:30 Braces
15:30 Sing Along Riot
16:45 For I Am King
18:00 Press Club
19:15 Booze & Glory
20:30 Ramones Alive
21:45 Teen Mortgage
23:15 Michael McColgan And The Bomb Squad
00:30 Abba Fever
01:30 De Rooje Jager

Montag, 11. August 2025

SCHMUTZKI - Rausch Against The Machine

...neu in meinem CD-Regal....

SCHMUTZKI - Rausch Against The Machine



Mit 'Rausch Against The Machine' hat das deutsche Punk-Rock Trio SCHMUTZKI ihr mittlerweile sechstes Album auf den Markt gebracht. Was direkt bei der ersten Rotation auffällt: die Jungs aus dem Schwabenland gehen hier sehr gradlinig und derbe zur Sache. Der Opener Eine dieser Nächte nimmt den Hörer direkt mit auf einer Reise von wunderbaren Texten gepaart zu eingängigem Punk-Rock der feinsten Marke. Auch der einfachere Folgetrack Auf'm Weg lässt keine Fragen offen und zeigt, dass das Trio Beat Schmutz an Gitarre und Mikro, Dany Horowitz am Bass und Schlagzeuger Flo Hagmüller tolle neue Stücke komponiert hat, die zu begeistern wissen. Ob nun Magic oder Mannomann - viele Songs beinhalten eine tiefere Botschaft, die teilweise zum Nachdenken anregt. Der Spaß an der Sache soll aber nicht verloren gehen; daher gibt es mit Tanze Nacht oder den als Hidden Track angedachte Mein Leben rauscht eine volle Dröhnung, die zum Hopsen, Pogen, Mitgröhlen oder was auch immer einlädt. Übrigens ist auch gesangliche Unterstützung angefordert worden; beim ersten Song ist Daniel Friedl von ITCHY mit am Start und Axel Kurth von WIZO unterstützt bei Nichtsdestotrotz. Insgesamt also ein rundum kompaktes Album, welches mehrere Rotationen hintereinander vertragen kann - genießt jede einzelne...

Erscheinungsdatum: 14.02.2025
Format: CD
Label: BÄM Records
Barcode: 4059251665700

Tracklist:
  1. Eine dieser Nächte
  2. Auf'm Weg
  3. Magic
  4. Nichtdestotrotz
  5. Tanze Nacht
  6. Konsequenzen
  7. Unsere City
  8. Driften
  9. Weck mich nicht
  10. Mannomann
  11. Lernen zu verlernen
  12. Mein Leben rauscht
  13. Schmutzgart
Audioclip 'Mannomann'

 

Sonntag, 10. August 2025

FOUR IMAGINARY BOYS - Dortmund, 14.06.2025

 



Die britische Band THE CURE sind eine der Bands, die sich aus dem engen Kostüm des Dark-Wave Genres herauspellen konnte und eine riesige Fangemeinde besitzt. Allerdings sind sie eher selten auf Tour - wer erwartet hätte, dass sie im Jahr 2025 nach der Veröffentlichung ihres neusten Albums 'End Of The World' die Bühnen der Welt besuchen würden, der wurde wohl etwas enttäuscht. Man kann natürlich auf die zahlreichen Cover-Bands zurückgreifen und da stechen die aus dem bayrischen Landshut stammende Combo FOUR IMAGINARY BOYS hervor, die immer wieder positive Kritiken einheimsen kann. Um meine Sucht nach Live-Musik von THE CURE etwas zu stillen machte ich mich so auf den Weg in das schmuckvolle 'Musiktheater Piano' in Dortmund, um mich selber von der Qualität der FOUR IMAGINARY BOYS zu überzeugen... 


Die angereiste Menge war wohl ebenso erwartungsvoll und wurde nach einem Intro direkt mit dem Song Alone vom aktuellen Werk der Original-Band überrascht. Denn Gitarrist Roberto Broch, Bassist Fred Jacobsson, Drummer Florian Prantl sowie Sänger und Gitarrist Martin Strasser sind up to date und konnten mit A Fragile Thing sogar noch bald junges Material nachlegen. Die in zumeist dunklen Farbtönen gehaltene Bühne nutzen die vier Herrschaften tadellos aus und wenn man nun bei ruhigen Songs wie A Strange Day oder dem poppigen Friday I'm In Love die Augen schloss - man meinte tatsächlich bei den realen THE CURE zu sein. Musikalisch einwandfrei umgesetzt - auch wenn die Synthies aus der Dose kamen - fügte sich die Stimme von Sänger Martin sanft in das Soundbett und war damit so verdammt nah dran an Mastermind Robert Smith. Aber - und das betonte Sänger Martin nochmals - sie wollen keine schlichte Kopie darstellen; schon gar nicht in Sachen Outfit, sondern einfach die Leidenschaft des Werkes von THE CURE mit den Zuschauern teilen. Und Lieder wie der 'The Crow' Filmsoundtrack Burn oder das wunderbare Just Like Heaven bewiesen dies eindeutig. Da ich vorher schon auf die Setlist geschaut hatte, dachte ich, dass wir mit dem eingängigen Charlotte Sometimes nun an das Ende gelangt waren, wurde dieser Zettel schlicht gedreht - oh, und wir waren nicht mal bei der Hälfte angelangt!


FOUR IMAGINARY BOYS
photo: © Ralf Michael Benfer / benfisworld.blogspot.com

Das Quartett aus Bayern ist nämlich ebenso ausdauernd wie ihre Vorbilder. Querbeet durch die Bandgeschichte spielend bewiesen die FOUR IMAGINARY BOYS gerade bei den älteren, melancholischeren Songs wie At Night oder Play For Today ihre ganz große Stärke. Ein traumhafter Musikabend durfte miterlebt werden, der dann erst mit dem lieblich zu nennenden Close To Me sein Ende fand - na ja, noch nicht wirklich, denn die angereisten Musikliebhaber durfte sich noch auf eine Zugabe freuen.          

FOUR IMAGINARY BOYS
photo: © Ralf Michael Benfer - benfisworld.blogspot.com


Wenn auch noch ein Zuschauer am Zweifeln der Sinnhaftigkeit dieser Cover-Band war; spätestens durch die Zugabe sollte das auch erledigt gewesen sein. Mit einem sehr atmosphärischen A Forest ging es nochmals auf eine Zeitreise in die späten Siebziger und frühen Achtziger; das post-punkige Killing An Arab oder das melodiöse Jumping Someone Else's Train wurden einfach super authentisch rübergebracht. Nach guten 145 Minuten fand mit dem wohl mit bekanntesten Klassiker Boys Don't Cry dann dieser magisch zu nennende Abend ein wunderschönes Ende. Ganz klares Fazit zu FOUR IMAGINARY BOYS: wenn ihr die Musik von THE CURE mögt und live erleben wollt, nicht aber auf die nächste Tour der Briten waren wollt (wobei nicht gesagt ist, dass nochmals eine folgen wird), dann seid ihr bei den FOUR IMAGINARY BOYS verdammt gut aufgehoben...

Martin Strasser
photo: © Ralf Michael Benfer - benfisworld.blogspot.com


Datum: 14.06.2025
Ort: Dortmund
Location: Musiktheater Piano
Spieldauer: ca. 145 min.

Setlist:
01. Alone
02. Pictures Of You
03. Primary
04. Burn
05. A Strange Day
06. Lovesong
07. Push
08. Friday I'm In Love
09. Just Like Heaven
10. A Fragile Thing
11. 100 Years
12. Cold
13. A Night Like This
14. Charlotte Sometimes
15. The Walk
16. Why Can't I Be You
17. Shake Dog Shake
18. Fascination Street
19. At Night
20. M
21. Play For Today
22. Fire In Cairo
23. Three Imaginary Boys
24. Lullaby
25. Inbetween Days
26. Close To Me
Zugabe:
27. A Forest
28. 10:15 Saturday Night
29. Killing An Arab
30. Grinding Halt
31. Jumping Someone Else's Train
32. Boys Don't Cry

Montag, 4. August 2025

ENTSTAUBT ... im Juli ...

   ...Die 'ENTSTAUBT'-Rubrik ist ein Tribut an Alben, 
die mindestens zwanzig Jahre auf dem Buckel haben...


EVERY NEW DEAD GHOST - 
An Endless Nightmare Of Stations



Die britische Band EVERY NEW DEAD GHOST gehörte zur zweiten Generation, die sich irgendwo zwischen den Genre Post-Punk, Death-Rock und Gothic-Rock einreihte. Man findet schon einige Bezüge zur den letzten Monat entstaubten ALIEN SEX FIEND; vor allem was die Rauheit des Sounds betrifft. Mit einigen Veröffentlichungen holten sie sich einige Aufmerksamkeit und konnten 1992 ihr reifstes Werk mit dem Titel 'An Endless Nightmare Of Stations' präsentieren. Dies war ironischerweise aber auch ihr letztes Album. Dabei war die Qualität der Songs so hoch; wenn man sich den Opener Decadence, der flott vorantreibt, anhört oder auch den rhytmischen Folgesong Obvious zu Gemüte führt - die Jungs Trevor Bamford an der Gitarre, Stewart Inger am Bass, Tony Hankins am Schlagzeug und Bones am Mikro wussten ganz genau, was sie taten. Nicht umsonst gelangte der melancholisch dunkle Song Not In A Lifetime auf diverse Gothic Sampler. Das Quartett, welches in den Jahren immer wieder mal kleine Wechsel vollzog, hatte das Gespür für diese eigene Nische im Musikbiz. Die Rohheit von Songs wie Headless oder Sweat, welches vom Schlagzeug getrieben wird, ist schon beeindruckend gut. Ich glaube, dass Small Talk, der ein dunkler Post-Punk Song ist, genau das alles aufzeigt. Und die Vergleiche zu ALIEN SEX FIEND macht der Song Insanity deutlich - klingt wie die genannten Vorbilder auf Speed. Der letzte Song Signs For The Sacred ist dann ganz verstörend; der Text wurde einfach rückwärts auf den Track gedrückt - verrückt. Leider sind Bands, die eine solche Nische bedienen, sehr selten geworden oder man muss schon ganz schön hart durch das Netz surfen. Umso schöner ist es, wenn man eben solch ein Album einfach nochmal auflegen und genießen kann...

Erscheinungsdatum: 1992
Format: CD
Label: Nightbreed Recordings
Tracklist:
  1. Decadence
  2. Obvious
  3. Not In A Lifetime
  4. Headless
  5. Relics
  6. Insanity
  7. Sweat
  8. Understanding
  9. Small Talk
  10. Signs For The Sacred

Videoclip 'Not In A Lifetime'

Sonntag, 3. August 2025

LOVE A - Dortmund, 17.05.2025



Auf eine kleine Tour mit dem schönen Namen: ‚Kralle allein zu Haus 2025‘ ging das Post-Punk Quartett von LOVE A im Frühjahr auf Tour. Das letzte Album ,Meisenstaat' ist nun auch schon drei Jahre erhältlich, so war zu erwarten, dass der angereiste Fan eine tolle Mischung aus allen bisherigen Alben bekommen würde – und vielleicht sogar neues Songmaterial. Da die Termine in Bremen und Hamburg einfach zu weit weg waren, gab es für mich die Optionen Kassel und Dortmund, wobei ich mich für letzteren im ehrwürdigen FZW entschied. Gar nicht mitbekommen hatte ich jedoch, dass LOVE A auch noch eine Vorgruppe am Start hatte. Diese bildete das Quartett von FLUPPE...


Die Band FLUPPE aus der Gegend von Hamburg lässt sich eigentlich gerne klein schreiben; passte meiner Regel für Berichte allerdings nicht so ganz. Die Jungs um Sänger Josef Endicoff, der übrigens aus Karlsruhe stammt (und vielleicht dadurch die aus Trier stammenden LOVE A kennt) spielen einen recht ruhigen Indie Rock, der gitarrenorientiert auftritt. Mit den zum Nachdenken anregenden Texten trugen die vier Musiker Songs wie der Opener Sam Rockwell oder Alien Mystery vor. Das gut halbstündige Set wirkte gechillt; allerdings auch ein wenig statisch. Natürlich bekundete Josef, dass es sie sehr freuen würde, an diesem Abend mit LOVE A die Bühne zu teilen. Ein neues Album soll nach zwei bisherigen im Frühjahr 2026 erscheinen, welches auch die Single Shanty beinhalten soll, was dann logischerweise auch vorgetragen wurde. Das eingängige Lied Dodgers beendete dann den Auftritt und gab den Weg für den Haupt-Act des Abends frei...


FLUPPE
photo: © Ralf Michael Benfer / benfisworld.blogspot.com

Die Jungs aus dem Südwesten des Landes starteten dann mit dem wunderbaren Stück Nachbarn II in ihr Set. Die große Spielfreude war von Karl Brausch am Schlagzeug, Bassist Dominic Mercier und Gitarrist Stefan Weyer anzumerken und Sänger Jörkk Mechenbier war ebenso gut aufgelegt. Er erwähnte nun einen längeren Zigarettenentzug, was ihm wohl ganz gut bekam und wirkte grundsätzlich fit. Wie vermutet ging es musikalisch quer durch die mittlerweile auch schon 15 Jahre alte Bandgeschichte mit Liedern wie Nichts ist leicht oder Analog ist besser, die allesamt wunderbar dargeboten wurden. Der bekannteste Song 100.000 Stühle leer war natürlich ebenso vertreten wie das wilde Achterbahn. Aus dem letzten Album 'Meisenstaat' noch nie live gespielt und somit eine Weltpremiere, welche Bassist Dominic genau mit diesem Wort ankündigte, war das Lied Klimawandel, das ebenfalls direkt überzeugen konnte. Auch immer im Set der Band zu finden ist Too doof To Fuck, was ein etwas aufgepeppter Song der Band PASCOW ist. Die Single Windmühlen beendete dann den Auftritt des sympathischen Quartetts aus Trier.

LOVE A
photo: © Ralf Michael Benfer - benfisworld.blogspot.com


Eine Zugabe hatte das Quartett allerdings doch im Gepäck. Mit dem flotten Oder? ging es in die feine Verlängerung, welche dann das punkige Chefkoch und den klassischen LOVE A Song Brennt alles nieder folgen ließ, bei dem die Fans mit den Gesängen: 'Brennt alles nieder - fickt das System' die Musik aushallen ließen. Leider war dann nach insgesamt gut eineinviertel Stunde Feierabend, was ich bei LOVE A immer sehr schade finde - live könnte man den Musikern ewig zuhören; besonders wenn der Sound so gut wie im FZW. Aber die schöne Erinnerung bleibt und ein nächstes Mal folgt bestimmt...

Jörkk Mechenbier
photo: © Ralf Michael Benfer - benfisworld.blogspot.com


Datum: 17.05.2025
Ort: Dortmund
Location: FZW
Spieldauer: ca. 75 min.

Setlist:
01. Nachbarn II
02. Juri
03. Nichts ist leicht
04. 100.000 Stühle leer
05. Lose Your Illusion
06. Will und kann nicht mehr
07. Entweder
08. Genau genommen gut genug
09. Trümmer
10. Die Anderen
11. Analog ist besser
12. Unkraut
13. Meisenstaat
14. Achterbahn
15. Klimawandel
16. Kanten
17. Too Doof To Fuck
18. Windmühlen
Zugabe:
19. Oder
20. Chefkoch
21. Brennt alles nieder