Montag, 1. April 2024

CODEFENDANTS - This Is Crime Wave

 ...neu in meinem CD-Regal....

CODEFENDANTS - This Is Crime Wave



Einen sehr bunten Topf an Genre-Mischung bietet das neue Projekt von NOFX Bassisten Fat Mike, welches sich CODEFENDANTS nennt. Vollkommen überraschend paaren sich hier Punk-Rock mit Hip-Hop sowie Einflüssen aus Beat, Folk und New Wave. 'This Is Crime Wave' lautet das Debüt, bei dem sich Hop-Hop Sänger Ceschi Ramos neben der Röhre von GET DEAD Frontmann Sam King. Was sich ziemlich schräg anhört, entwickelt sich mit jeder weiteren Rotation zu einer Droge. Lieder wie der sehr ange'dub'te Opener Def Cons und dem punkrockigen Abscessed setzen sich sehr schnell in die Gehörwindungen fest. Selbst das mit tiefen Basstönen unterlegte Fast Ones beeindruckt Ohren, die über den Tellerrand hören können. Besonders abwechslungsreich sind die vielen Gastauftritte von diversen Sänger und Sängerinnen. Für mich sticht allerdings der raue Gesang von Sam King hervor - mag diese Art von Stimme sehr. Prison Camp hat sehr konträr zum Text eine sehr folkloristische Ader. Ganz deutlich wird also Abwechslung geboten, die sehr zu gefallen weiß. In Suckers erinnert eine Trompete an Blues-Elemente und das mit altbackenen Synthies geführte Sell Me Youth passt in die New Wave Zeit der Achtziger. Mit Coda verabschiedet sich das Debüt sehr lieblich. CODEFENDANTS bringen frischen Wind in die Musikszene ... und das ist immer wieder zu begrüßen - dringend reinhören!

Erscheinungsdatum: 24.03.2023
Format: LP
Label: Bottles To The Ground
Barcode: 850041604091

Tracklist:
  1. Def Cons
  2. Abscessed
  3. Fast Ones
  4. Suicide By Pigs
  5. Disaster Scenes
  6. Prison Camp
  7. Suckers
  8. Brutiful
  9. Sell Me Youth
  10. Coda
Audioclip 'Abscessed'

 

Samstag, 10. Februar 2024

Der Talisman - Stephen King & Peter Straub

 Rezension zu 'Der Talisman' von Stephen King & Peter Straub



Erscheinungsjahr: 2011 (Original: 1984)
Format: Taschenbuch
Seitenanzahl: 970
Verlag: Heyne
ISBN-13: 978-3-453-87760-3
Preis: 11,99 €


KURZBESCHREIBUNG: 
Als der zwölfjährige Jack Sawyer eine Bestätigung bekommt, dass seine Mutter anscheinend unheilbar krank ist und Morgan Sloat, der Partner seines verstorbenen Vaters Mutter Lily darauf drängt, alle Geschäfte ihm zu überschreien, wagt der Junge angeregt durch den Musiker Speedy Parker eine abenteuerliche Reise vom Osten der U.S.A. in den Westen. Dort soll sich ein Talisman befinden, der seine Mutter retten kann. Außerdem kann Jack damit die Territorien retten, eine Art Parallelwelt, in diese der Junge flippen und dort ebenfalls weiterreisen kann. Mehr und mehr erkennt der Reisende die Machenschaften des Morgan Sloat, der das Geheimnis um die Territorien kennt und diese mit seinem Twinner Morgan von Orris, einer Art Doppelgänger in der Parallelwelt, sich untertan machen will. Dazu muss die Königin des Landes sterben: Laura DeLoessian, der Twinner von Jacks Mutter. Somit darf Jack den Talisman nicht in die Hände bekommen und eine nicht ungefährliche Jagd durch Amerika und den Territorien beginnt. Dabei lernt Jack nicht nur neue Freunde wie den Werwolf-ähnlichen Wolf kennen, sondern erfährt auch mehr über die Geheimnisse von Morgan und seinem Vater Philipp. Ob er allerdings den langen Weg quer über den Kontinent bestreiten kann, ohne dass Morgan und seine Häscher ihm habhaft werden, ist zweifelhaft…

KOMMENTAR:
Der Roman 'Der Talisman' war der erste Schuss von dem amerikanischen Autor Stephen King in Sachen Fantasy. Dazu nutzte King eine Kooperation mit dem Schriftsteller Peter Straub. Unterm Strich funktionierte diese Zusammenarbeit; allerdings muss ich sagen, dass der Roman auch einige langatmige Strecken aufweist. Das detaillierte Erzählen von King ist glaube jedem Leser des Autors vertraut, doch in diesem Roman sind diese Passagen weniger interessant niedergeschrieben. Ich kann nicht sagen, ob diese nun vom Co-Autor herrühren oder nicht, aber der Verdacht liegt nahe. King und Straub schufen in dem über neunhundert Seiten starken Werk eine Parallelwelt - Territorien genannt, welche allerdings nur grob ausgeschmückt wird. Es gibt dort eine sterbende Königin, jede Menge Unholde und das ganze erstreckt sich über die Vereinigten Staaten von Amerika. Naheliegend bei zwei Autoren aus dem Lande. Die Idee, zwischen den Welten hin und her zu 'flippen', ist ziemlich interessant und bietet spannende Aspekte. Auch die damit umhergehenden Veränderungen wie zum Beispiel die Kleidung. Schon fast ebenfalls klassisch bei King zu nennen ist, dass der Hauptprotagonist Jack Sawyer ein Kind auf der Schwelle zum Jugendlichen ist, der eine abenteuerliche Reise vom Osten der Staaten in den Westen wagt, um seine Mutter zu retten; und damit zugleich die Parallelwelt. Sehr beeindruckend sind die Territorien-Charaktere Wolf, welche wohl jeder Leser direkt ins Herz schließt sowie die Zeit in der von dem fanatischen Direktor Sunlight Gardener geleiteten Erziehungsheim, in welches Jack mit Wolf gesteckt werden. Immer näher an Kalifornien kommend spitzen sich die Ereignisse in spannender Art und Weise zu, dass es den beiden Autoren schließlich gelingt, einen runden Fantasy-Roman abzuliefern. Natürlich hätte man noch endlos viel über die Territorien in den Roman packen können, doch King und Straub wollten konzentriert die Geschichte von Jack samt der Entlüftung der Geheimnisse in seinem Leben um seinen Vater und der Reise zum Talisman erzählen; wobei sie schon oftmals ausufernd agierten. Lesenswert ist der Roman allemal; besonders wenn man weiß, dass sich King in dem Thema Fantasy später noch ausgiebig ausgetobt hat - hier aber mal seine ersten Gehversuche in dem Genre erlesen kann...
7,9 von 10 Punkte

BESONDERHEITEN: 
- erste Kooperation von Stephen King mit einem anderen Autor

Mittwoch, 9. August 2023

GENERATION SEX - Berlin, 07.07.2023

  


Ganz überraschend tauchte wie aus dem Nichts die Formation GENERATION SEX auf. Der erste Gedanke war natürlich eine Reunion der einstigen Punkrock Band GENERATION X; aber das trifft den Nagel nur halb auf den Kopf. Zu den ehemaligen Mitgliedern der genannten Band mit Billy Idol am Mikrophon und Tony James am Bass gesellten sich bei diesem Projekt niemand geringeres als Paul Cook an den Drums sowie Gitarrist Steve Jones von den SEX PISTOLS. Somit ist der Name schlüssig - und eigentlich auch die Musik bzw. die Songs. Aus dem Fundus der beiden damals nicht so langlebigen Bands wurden die interessantesten Stücke herausgepickt, etwas gejammt und eine Tour organisiert. Ein Konzert wurde sogar in Deutschland geparkt, also ging es für mich in die Hauptstadt nach Berlin... 

Die Anreise glich leider einem Marathonlauf; mit über einem Drittel mehr der eigentlichen Anreisezeit wurde es dann auch knapp mit dem Konzertbeginn. Aber so ist das nun mal, wenn in der Hauptstadt am selben Wochenende zweimal DEPECHE MODE auftreten, die Love-Parade stattfindet und am Folgetag in der Zitadelle Spandau auch noch SIMPLY RED antreten. Dieser Abend war in der nahezu einzigartigen Lokalität die Altherren-Punkrock Truppe im Rahmen des 'Citadel Music Festival' angesagt. Gottseidank hatten sie sich einen Support gesucht; das waren die Berliner Alternative-Rock Band WEDGE. Diese verpasste ich dank der Verzögerung bei der Anreise nahezu; konnte allerdings noch in den zweieinhalb Songs, die ich mitbekam feststellen, dass das Trio eine Portion Krautrock in ihren Sound gepackt haben, der jedoch in vielen Augen der Zuschauer ziemlich fehl am Platze war. Punkrock war immerhin der Gegenpol zu dem Hippiesound, der Discoszene und eben dem Krautrock. Mit gut vierzig Minuten war auch dann der Support von WEDGE vorbei, der leider nicht das Publikum, welches übrigens bunt gemischt, aber mit etlichen ebenfalls gealterten Punkrockern vorhanden war, in die richtige Richtung anheizen konnte.

WEDGE
photo: © Ralf Michael Benfer / benfisworld.blogspot.com

Die Punk-Rock Heroen von einst wollten dann nach der Umbaupause klassisch dramatisch auftreten; mit der Titelmusik des Films 'Uhrwerk Orange' wurde das Spektakel eingeleitet, doch es passte beim Mikro von Sänger Billy Idol noch nicht so richtig und auch die Gitarre von Steve Jones musste nochmal justiert werden. Dafür jagte er den Beginn von Smoke On The Water von DEEP PURPLE hinterher. Schätzen die Herrschaften im Alter doch die Musik, die sie als Jugendliche hassten? Die Punk-Hit geprägte Setlist startete mit dem wilden Pretty Vacant und zeigte schon das auf, was man eigentlich erwarten durfte. Hier stehen keine rebellische Jugendliche mehr auf der Bühne, sondern sehr reife Herren. Billy Idol mühte sich bei den Songs der SEX PISTOLS wie das wahnsinnig tolle Bodies oder dem spaßigen Silly Thing sehr, doch war auf jeden Fall mit seinen eigenen Songs der GENERATION X sattelfester und überzeugte gesanglich bei Ready Steady Go oder dem sanfteren Kiss Me Deadly. Wilde Sprünge über die Bühne oder harsche Gitarren oder Bass-Zauberei wurde nicht geboten. Tony James beherrscht natürlich seinen Viersaiter noch bestens und die Riffs von Steve Jones - na ja, diese wollte man doch eigentlich live Hören. Ob nun God Save The Queen, was Jones laut eigener Aussage gerne bei der Krönung von Charles III. gespielt hätte, oder auch bei den GEN X Songs wie King Rocker; dank der guten Akustik waren das die Highlights des Abends. Am besten in Schuss schien Drummer Paul Cook, der Band und Fans immer wieder anheizte und mit seinem Schlagzeug wirklich etwas von den vergangenen Punk-Tagen hervorholen konnte. Tony James übrigens ganz in weiß samt seinem GENERATION SEX Shirt wirkte optisch genauso wie der mittlerweile etwas füllige Jonesy an der Gitarre mit Baseball-Cap eher weniger punky; da war das gestreifte Shirt von Cook oder Billy Idols schwarze Endzeit-Montur samt seinem Markenzeichen, die wasserstoffblonden Bürstenhaare doch schon eher Erinnerungsmerkmale an die wilden Siebziger. Ein jeder wusste, dass mit My Way, dem Frank Sinatra Klassiker, welchen die SEX PISTOLS mit dem Bassisten Sid Vicious am Mikro einst ziemlich zerlegt hatten, das Ende des Sets eingeleitet wurde, sich die Herrschaften sowie die Fans nochmal gemeinsam alter Zeiten bemühten, bevor das Quartett die Bühne verlies.

GENERATION SEX
photo: © Ralf Michael Benfer - benfisworld.blogspot.com

Ein wenig Pulver hatten die Mit-Sechziger allerdings noch zu verschießen. Wunderbar wurde der Song Problems der PISTOLS vorgetragen, bevor es mit (I'm Not Your) Stepping Stone gar einen Coversong von der amerikanischen Rockband PAUL REVERE AND THE RAIDERS. Passend darauf folgend wurde von Band wie Fans mit dem Song The Great Rock'n'Roll Swindle nochmals die gute alte Punk-Zeit gefeiert, bevor nach knapp achtzig Minuten das ungewohnte wie ersehnte Projekt zumindest in Berlin beendet war. Idol bedankte sich zwar beim Publikum und meinte, man sehe sich beim nächsten Mal, doch das darf man gewiss anzweifeln. Liebend gerne hätte wohl jeder noch etliche andere Songs aus dem Fundus der beiden Fusions-Bands gehört; doch irgendwie muss man das genießen, was man bekommt - auch wenn es eher wenig erscheint...

Billy Idol
photo: © Ralf Michael Benfer - benfisworld.blogspot.com


Datum: 07.07.2023
Ort: Berlin
Location: Zitadelle Spandau
Spieldauer: ca. 80 min.

Setlist:
01. Pretty Vacant
02. Ready Steady Go
03. Bodies
04. Untouchables
05. Black Leather
06. Kiss Me Deadly
07. Dancing With Myself
08. Silly Thing
09. King Rocker
10. God Save The Queen
11. Your Generation
12. My Way
Zugabe:
13. Problems
14. (I'm Not Your) Stepping Stone
15. The Great Rock'n'Roll Swindle

Donnerstag, 3. August 2023

IST IST - Protagonists

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IST IST - Protagonists



Zweifelsohne ist aktuell das Quartett von IST IST aus Manchester der führende Vertreter des Cold-Wave und Post-Punk. Mit diversen E.P.s und ihren ersten beiden Studioalben haben Adam Houghton am Mikro wie Gitarre, Bassist Andy Keating, Drummer Joel Kay und Mat Peters an der zweiten Gitarre sowie Keyboards und Synthesizer aufhören lassen. Mit der neusten Veröffentlichung ‚Protagonists‘ soll nun der große Durchbruch gelingen. Das Zeug dazu hat das Album allemal; der Opener Stamp You Out reißt mit den drückenden Rhythmus-Instrumenten den Hörer direkt vom Hocker und der Gesang von Mister Houghton führt in die Welt des kühlen Waves. Auch Something Has To Give setzt hier den Hebel an, doch wirkt ein wenig gedämpfter. Im Anschluss wird es bei dem Song Nothing More Nothing Less gar harmonisch. Wer meint, dass IST IST nicht einfach nur wie eine moderne Version von JOY DIVISION klingt, der hat gar nicht unrecht. All Downhill erinnert doch an einen älteren Track der amerikanischen Indie-Rocker INTERPOL, jedoch gesanglich eine Note tiefer. Waren auf dem zweiten Album doch die Synthies und Samples nach vorne gezogen worden, werden sie auf 'Protagonists' wieder dosierter eingesetzt. Bestes Beispiel hierfür ist das träumerische und sehr melodische Mary In The Black And White Room. Erklären kann ich mir allerdings eines nicht: warum wurde Emily, der Knaller-Song von der E.P.s 'Spinning Room' aus 2018 und 'Sessions' aus dem Jahre 2019 nochmals aufgenommen und dazu mit einem Feinschliff versehen? Das ist zwar nett gelungen, aber mir gefällt es als Rohdiamant doch besser. Mit Artefacts ist unter den zehn Tracks sogar eine Ballade gelandet - sehr schöne melancholische Romantik. Als Anspieltipp möchte ich noch Fool's Paradise für alle neuen IST IST Hörer empfehlen; denn es zeigt so ein bisschen die Schnittmenge eines typischen Songs der Briten. Auch der Abschluss Trapdoors hat einige Synthies aufzuwarten, macht 'Protagonists' aber zu einer sehr runden Sache. Ich denke, dass dieses Album wohl das Beste des genannten Genre im Jahre 2023 darstellt. Es ist nur die große Frage: wie gefragt ist Post-Punk noch? Ich für meinen Teil werde ihn nie missen wollen - gerade wegen solcher Veröffentlichungen!

Erscheinungsdatum: 31.03.2023
Format: CD (Digipak) 
Label: Kind Violence Records
Barcode: 5060675600566

Tracklist:
  1. Stamp You Out
  2. Something Has To Give
  3. Nothing More Nothing Less
  4. All Downhill
  5. Mary In The Black And White Room
  6. Emily
  7. Artefacts
  8. Fool's Paradise
  9. The Protagonist
  10. Trapdoors 
Videoclip 'Stamp You Out'

Montag, 31. Juli 2023

GUNS 'N' ROSES - Frankfurt, 03.07.2023

 


An den Hard-Rock Helden der Neunziger GUNS 'N' ROSES scheiden sich heutzutage die Geister. Die Die-Hard Fans stehen natürlich kompromisslos hinter dem Septett, während Spötter die Truppe gerne abgewrackt und verbraucht nennen. Viel musikalisch Neues gibt es eher wenig (immerhin zwei wenn auch wenig beachtete EPs im Jahre 2021); da muss man wohl eher bei den Projekten der Bandmitglieder schauen. Wenn die Band in den Schlagzeilen steht oder überhaupt eine Nachricht wert ist, dann doch eher negativer Art. In diesem Jahr haben die Amerikaner auf ihrer aktuellen Tour gerade mal ein Konzert in Deutschland angesetzt gehabt - da ich die mittlerweile reifen Jungs (und das Mädel, was jedoch noch jünger ist) schon gerne mal auf der Bühne sehen wollte, ging es also nach Frankfurt ins Waldstadion - ja, bei mir heißt das immer noch so - es muss einfach nicht alles vermarktet werden. Sehr überraschend war der Support; THE PRETENDERS mit Chrissie Hynde sind natürlich eine echte Bereicherung für diesen nicht gerade günstigen Trip...

Und das Quartett mit der charmante Dame, die im Dunstkreis der SEX PISTOLS groß wurde, war dann auch weitaus überpünktlich auf der Bühne. Der Beginn war um 19 Uhr angepeilt; schon eine Stunde zuvor erklangen die ersten Töne des Intros der englisch/amerikanischen Band. Mit Losing My Sin Of Taste startete Chrissie und Co. ihr gut 45 minütiges Set. Ganz ehrlich: die Band wirkte auf der riesigen Bühne ziemlich verloren; übergroß prangte der Name auf der wahnsinnigen, überdimensionalen High-Tech Leinwand, während das Quartett trotz Schlagzeug gerade mal ein Drittel der Bühne nutzte. So ging leider irgendwie die Aufmerksamkeit etwas verloren, was bei so tollen Songs wie Don't Get Me Wrong oder dem romantischen Klassiker I'll Stand By You leider sehr schade war. Die drei Herren und die Dame gaben sich allerdings Mühe, um eben Aufmerksamkeit zu erhaschen; immerhin ist ein neues Album namens 'Relentless' in der Pipeline, was im Herbst das Licht der Welt erblicken soll. Der Eröffnungssong stammt übrigens aus diesem jüngsten Werk. Mit dem eingängigen Lied Mystery Achievement beendeten Chrissie samt Gitarrist James Walbourne, Bassist Chris Hill und Drummer Kris Sonne ihr Set, was auf einer weitaus kleineren Bühne gewiss viel besser gewirkt hätte...

THE PRETENDERS
photo: © Ralf Michael Benfer / benfisworld.blogspot.com

Die Herren ( und die Dame) von GUNS 'N' ROSES ließen die Fans dann einige Zeit zappeln, bis ihre Show los ging. Als dann jedoch die digitale Leinwand, die schon einige Zeit übergroß das Band-Logo präsentierte in animierende Bewegung geriet, startete das Spektakel. Und daran waren Sänger Axl Rose und Co. wirklich gelegen. Ich hatte im Vorfeld einiges negatives über die Performance vom Mann am Mikro gelesen, doch an diesem Abend war er zumindest in Bestform und machte im Laufe des Abends mächtig Meter auf der riesigen Bühne im Waldstadion. Mit It's So Easy ging die Zeitreise durch die große Zeit der Amerikaner los. Den Stoff zu einem großen Konzert haben GUNS 'N' ROSES allemal geschrieben und ihre zum Großteil Platin-verzierten Songs wie Welcome To The Jungle, Live And Let Die oder natürlich November Rain, bei dem Axl ganz gekonnt das wuchtige Piano nutzte, welches zuvor auf die Bühne gebracht wurde, waren alle vertreten. Sehr gut waren die nicht ganz so bekannten Tracks wie Rocket Queen oder Nightrain. Leider muss ich nun auf die Akustik im Stadion zu sprechen kommen, denn das ganze wirkte ziemlich breiig und zerflossen. Leider konnte man Axl im Stadion nur ganz schwerlich verstehen, was gerade bei Ansagen nicht vorteilhaft war. Okay, dafür waren die Texte ja dann doch sehr vertraut. Unglaublich gut standen die Amerikaner bei den Coversongs da; war Slither von VELVET REVOLVER quasi schon annektiert, überraschten umso mehr T.V. Eye von THE STOOGES und ganz besonders Down On The Farm der Punk-Heroen U.K. SUBS, die ich tags zuvor noch auf dem 'Ruhrpott Rodeo' in Hünxe erleben durfte. So schließen sich musikalische Kreise. Ihre Kreise zogen natürlich alle Bandmitglieder bis auf Drummer Frank Ferrer und Keyboarder wie Percussion-Mann Dizzy Reed und Keyboarderin Melissa Reese - war auch schwer möglich bei ihrem Job. Aber gerade der charismatische Slash an der Gitarre war immerzu präsent und lieferte unglaublich gute Gitarren-Arbeiten ab. Vor dem eh schon mit einem Riff für die Ewigkeit versehenen Sweet Child O' Mine legte er ein sehr smoothes Solo hin und auch den ein oder anderen weiteren Song streckte er mit einem solchen. Bassist Duff McKagan und auch Gitarrist Richard Fortus, den ich schon seit seinem Engagement der Band LOVE SPIT LOVE sehr schätze, machten tolle Arbeit und nutzten die Bühne bestmöglich aus. Axl war aus meiner Sicht nach den gelegentlichen Kostümwechseln allerspätestens mit Civil War richtig heiß in seinem Element und lieferte gegen Ende des Konzerts wirklich toll ab. Das Ende war nach einem sehr gelungenem Don't Cry logischerweise mit Paradise City nochmal ein Song aus dem großen Hit-Register von GUNS 'N' ROSES und ein würdiges Finale. 

GUNS 'N' ROSES
photo: © Ralf Michael Benfer - benfisworld.blogspot.com

Eine Zugabe war nach den immerhin fast drei Stunden nicht zu erwarten. Ehrlich gesagt hatte ich mit weniger gerechnet und muss der Band schon ein Lob aussprechen. Unter den Umständen der äußerst bescheidenen Akustik hatte das Septett ihr Bestes gegeben. Dass die Musiker der Band aber keine richtige Einheit darstellen, konnte man jedoch ausmachen, obwohl sich gerade Axl sehr bemühte, das Ding gemeinsam durchzuziehen. Sehr enttäuschend waren für mich letztlich die Fans, die einfach sowas von statisch wirkten. Selbst wenn der Funke nicht übersprang, sollte man doch das Beste aus dem Abend machen - das war bei vielen ehrlich gesagt nicht der Fall - verschenkte Zeit für die Armen...

Axl Rose & Slash
photo: © Ralf Michael Benfer - benfisworld.blogspot.com


Datum: 03.07.2023
Ort: Frankfurt
Location: Waldstadion
Spieldauer: ca. 170 min.

Setlist:
01. It's So Easy
02. Bad Obsession
03. Chinese Democracy
04. Slither
05. Pretty Tied Up
06. Mr. Brownstone
07. Welcome To The Jungle
08. Hard Skool
09. Absurd
10. Reckless Life
11. Double Talkin' Jive
12. Estranged
13. Live And Let Die
14. Down On The Farm
15. Rocket Queen
16. You Could Be Mine
17. T.V. Eye
18. Anything Goes
19. Civil War
20. Sweet Child O' Mine
21. November Rain
22. Patience
23. Knockin' On Heaven's Door
24. Nightrain
25. Don't Cry
26. Shadow Of Your Love
27. Paradise City

Samstag, 29. Juli 2023

Ruhrpott Rodeo 2023 - Hünxe, 02.07.2023 (Tag 3)


Auch wenn Wolken am Himmel zu sehen waren; der abschließende Tag des Ruhrpott Rodeo 2023 sollte trocken bleiben - und der Höhepunkt dazu. Es waren noch einige hochkarätige Bands zu sehen, auf die ich mich persönlich sehr gefreut - ja, entgegengefiebert hatte. Ein weiterer Tag bedeutete auch weitere Verzögerungen mit den Bussen - das passte von der Planung her wirklich nicht; selbst die Kontrolleure wussten nichts über Abfahrzeiten zu sagen. So lernt man aber auch nette Menschen kennen und konnte sich genüsslich bei Frühstück (Kaffee) und Mittagessen (Bier) austauschen. Sehr beeindruckt hat mich Klaus; ein im Osten großgewordener mittlerweile in Rente gegangener Herr, der sein Leben lang Musik in Richtung Punk liebte und damit schon in Ostdeutschland große Hürden kennenlernte. 
Von den Highlights und Erlebnissen des Sonntags habe ich hier mal die wichtigsten Punkte zusammengetragen...       
  • Mit seinen wunderbar sarkastischen und zynischen Texten brachte Songwriter Götz Widmann direkt die Lauscher der Zuschauer auf Trapp
  • TWO AND A HALF GIRL waren die positive Überraschung am Sonntag, Sängerin Juliets kraftvolle Stimme passte bestens in den mitnehmenden Sound
  • Girl-Power bewiesen auch die englischen Mädels von MAID OF ACE, die nicht nur richtig fetten Punkrock aus den Boxen haute, sondern hinterher auch noch für alle Fans ein Ohr hatte und sich sogar beim Bull-Riding bewiesen

U.K. SUBS
photo: © Ralf Michael Benfer / benfisworld.blogspot.com

  • Ein wichtiger Grund für den Besuch des Ruhrpott Rodeos 2023 waren U.K.SUBS, die sich derzeit auf Abschiedstour befinden und leider wohl nicht mehr in Deutschland zu sehen sein werden
  • RANTANPLAN begeisterten auf der Rodeo Bühne sehr, dass diese hoffentlich bald auch mal auf der großen Bühne zu sehen sind
  • Kurzfristig eingesprungen machten ERECTION einen mehr als tollen Job auf der großen Bühne und begeisterten mit ihrem lebhaften Punk-Rock

RANTANPLAN
photo: © Ralf Michael Benfer - benfisworld.blogspot.com

  • Der Auftritt von den britischen COCKNEY REJECTS hatte so seine Tücken: erst verschoben, weil nicht rechtzeitig da, fiel dann auch noch der Gitarren-Amp aus, welcher ausgetauscht werden musste. Irgendwie wirkte die Band anschließend sehr angespannt; machten aber das Beste aus der Situation
  • Zum Abschluss des diesjährigen Ruhrpott Rodeo gab es Ska-Reggea Punk von MR. SYMARIP
  • Es gibt schon einen Termin für die 16. Auflage des Ruhrpott Rodeo: 05.-07.07.2024 - safe the dates

COCKNEY REJECTS
photo: © Ralf Michael Benfer - benfisworld.blogspot.com


Datum: 02.07.2023
Ort: Hünxe
Location: Flugplatz Schwarze Heide


Running Order Sonntag:
14:00 Götz Widmann (Ruhrpott Stage)
13:30 Two And A Half Girl (Rodeo Stage)
15:15 Erection (Ruhrpott Stage) 
15:55 Berlin Blackouts (Rodeo Stage)
16:25 Maid Of Ace (Ruhrpott Stage)
17:05 Upright Citizens (Rodeo Stage)
17:40 U.K. Subs (Ruhrpott Stage)
18:30 Rantanplan (Rodeo Stage)
19:05 Madball (Ruhrpott Stage)
19:55 The Bronx (Rodeo Stage)
20:35 Swiss und die Anderen (Ruhrpott Stage)
21:35 Cockney Rejects (Rodeo Stage)
22:15 Talco (Ruhrpott Stage)
23:15 Mr. Symarip (Rodeo Stage)

Freitag, 28. Juli 2023

Ruhrpott Rodeo 2023 - Hünxe, 01.07.2023 (Tag 2)


Der zweite Tag des Ruhrpott Rodeo 2023 startete mit Nieselregen. Daher nutzte ich den Vormittag zu einem Besuch bei lieben Freunden in Essen. Der gröbste Regen hatte sich gelegt, als ich mich dann auf dem Weg machte. Leider war an diesem Tag der Shuttleservice komplett außer Kontrolle. Nun hielt der Bus auf der Vorderseite des Bahnhofs Oberhausen, da hinter dem Bahnhof die zahlreichen Busse für das Rave-Fest 'Ruhr in Love' hielten, um die Fans dessen aufzunehmen. Ich muss mal sagen, dass manche Raver etwas suspekt sind. Mit einem Stiletto vor einer Gruppe Polizisten herumzuspielen; das fällt nicht mal nem Punk ein. Dazu hatten wir in dem proppenvollen Bus auch noch vier, fünf Raver, die schlicht mit der Menge eingestiegen sind; um dann drei Kilometer festzustellen, dass etwas nicht stimmt.
Auch wenn im Laufe des Nachmittags noch einige kleine Schauer herunter kamen, tat es dem Spaß keinen Abbruch - im Gegenteil; die Freude auf die auftretenden Bands war groß. Einige interessante Ereignisse wie Erlebnisse des zweiten Tages habe ich hier mal aufgelistet...        
  • Mit dem britischen Duo SLEAFORD MODS war wohl die ungewöhnlichste Band auf dem Rodeo am Start. Deren Beats waren dermaßen laut, dass sogar die Toilettenwagen wackelten
  • Für mich waren VERSTÖRTE BECKER die beste Überraschung am Samstag. An deren sehr eigenes Drumkit war übrigens der Veranstalter Alex Schwers aktiv
  • Angeblich waren 7000 Zuschauer auf dem Ruhrpott Rodeo, obwohl das Lineup qualitativ nicht so hoch angesiedelt war wie im Vorjahr - Kostengründe wird hier als Grund gemunkelt. Trotzdem war es wunderschön

ZSK
photo: © Ralf Michael Benfer / benfisworld.blogspot.com

  • Auch SODOM sind musikalisch nicht das klassische Punk-Klientel. Trotzdem war es toll, die Trash-Metaller am Rodeo sehen zu können - Vielfalt macht es eben aus
  • Ganz stark waren die SVETLANAS auf der Ruhrpott Bühne, voran Sängerin Olga Svetlanas mit ihrem charakteristischen Organ
  • Die Berliner Punk-Rocker ZSK lieferten - in meinen Augen - den besten Gig des Ruhrpott Rodeos ab; intensiv, flott, abwechslungsreich und kinderfreundlich

WIZO 
photo: © Ralf Michael Benfer - benfisworld.blogspot.com

  • Ich hatte das starke Gefühl, dass der Auftritt des Punkrock-Trios WIZO der meist gefragteste war; es war vor der Bühne quetschend voll
  • Welche Ironie: am Freitagabend verteilten SONDASCHULE Regenponchos, die dann Samstagnachmittag tatsächlich gebraucht wurden - aber ob die alle noch an Mann waren?
  • Den Abschluss am Samstag bildeten SKA-P, was angeblich deren Abschiedskonzert darstellen sollte. Die Zukunft wird es zeigen

In The Moshpit
photo: © Ralf Michael Benfer - benfisworld.blogspot.com


Datum: 01.07.2023
Ort: Hünxe
Location: Flugplatz Schwarze Heide


Running Order Samstag:
13:30 Butterwegge (Ruhrpott Stage)
14:10 Chefdenker (Rodeo Stage)
14:45 Wonk Unit (Ruhrpott Stage) 
15:25 Nine Pound Hammer (Rodeo Stage)
16:00 Svetlanas (Ruhrpott Stage)
16:40 Die Dorks (Rodeo Stage)
17:15 ZSK (Ruhrpott Stage)
18:05 Muff Potter (Rodeo Stage)
18:40 Sick Of It All (Ruhrpott Stage)
19:35 D.I. (Rodeo Stage)
20:10 Sleaford Mods (Ruhrpott Stage)
21:15 Verstörte Becker (Rodeo Stage)
21:50 Wizo (Ruhrpott Stage)
23:00 Sodom (Rodeo Stage)
23:45 SKA-P (Ruhrpott Stage)