Wer hätte das gedacht: die legendäre Gothic-Rock / Post-Punk Band BAUHAUS begab sich noch einmal auf die europäischen Bühnen! War die letzte Tour immerhin in 2006, ließ eigentlich jedes Jahr die Hoffnung einer neuerlichen Tour mehr und mehr schwinden. Als dann tatsächlich Termine verkündet wurden, machte denen jedoch die weltweite Pandemie ein Strich durch die Rechnung. Leichte Zweifel kamen zumal auf, als vor gut drei Jahren vermeldet wurde, dass Sänger Peter Murphy einen leichten Schlaganfall hatte. Allem zum Trotz ist BAUHAUS tatsächlich wie in dem Song Bela Lugosi's Dead : Undead, undead, undead...
Fur das Konzert in der malerisch anmutenden Kulisse der Spandauer Zitadelle innerhalb des 'Citadel Music Festival' hatten die englischen Urgesteine das Berliner Quartett HOPE eingeladen, welche das Publikum aufheizen sollte. Die Band um die barfüßige Sängerin Christine Börsch-Supan war mir eigentlich nur ein Begriff, da sie in 2021 für ein Festival in Siegen eingeplant waren, was allerdings auch der Pandemie zum Opfer fiel. Anscheinend gab es Soundcheck-Probleme, denn der Einlass verzögerte sich über gut vierzig Minuten, was später noch eine Rolle spielen sollte. Eine halbe Stunde später als angepriesen standen die heimischen Musiker dann auf der Bühne. Ihr sogenannter Post-Rock mit teilweise arrangierten Sprachgesang der tollen Stimme von Frau Börsch-Supan am Mikrofon kam ziemlich gut bei dem schon ziemlich zahlreich vorhandenen Publikum an. Lieder wie die jüngste Single Shame oder das sich stetig steigernde Cell luden zum Zuhören ein, denn es bildeten sich jeweils Geschichten innerhalb des Textes. Gitarrist Phillip Staffa, der seinem Instrument mehr Soundwände denn Akkorde hervorlockte, bearbeitete teilweise sehr hingabevoll die Saiten mit einem Violinen-Bogen. HOPE zeigen sich experimentierfreudig und bewegen sich mit Liedern wie dem Opener Raw außerhalb der Norm. Sichtlich von der begeisterten Menge gaben die Berliner dann mit dem abschließenden Song Kingdom nochmal alles - und hatten ihren Support-Job vollends erfüllt.
HOPE
photo: © Ralf Michael Benfer / benfisworld.blogspot.com
Eigentlich ging der Umbau schnell vonstatten, doch die großen BAUHAUS ließen die Fans mit Gitarrensound-Gewabber noch etwas zappeln, bis das Quartett dann endlich die Bühne betrat. Der Einstieg mit dem fast morbide klingenden Rosegarden Funeral Of Sores packte sofort die Massen. Sänger Peter Murphy mit Gehstock, Glatze und Vollbart und in seinem mit Klunkern bestückten Gehrock wirkte immer noch beeindruckend und würdevoll zugleich. Bekanntermaßen verhalten hielt sich Bassist David J. im schwarzen Anzug und Sonnenbrille dezent an der Seite auf, während Gitarrist Daniel Ash mit seiner federnbestückten Lederkutte, exorbitant gestylter Haare und markanter Sonnenbrille den Paradiesvogel gab. Hinter dem Hybrid Set war von Schlagzeuger Kevin Haskins nicht viel zu sehen - außer, dass er auch mit Sonnenbrille bestückt war. Durch die Nebelbänke hindurch folgte mit den Songs Double Dare, dem ruhigeren Spy In The Cab oder In The Flat Field aus der Frühphase der Musiker ein regelrechtes Hit-Stakkatto. Besonders gefiel mir, dass auch weniger gespielte Songs wie God In An Alcove in die Setlist gerutscht waren. Mister Murphy weiß das Publikum mit seiner Gestik und dem fast majestätischen Gang über die Bühne immer noch zu fesseln und als Mister Ash sich bei In Fear Of Fear des Saxophons bediente, waren die Fans, unter denen überraschend viele junge Menschen anzutreffen waren, komplett aus dem Häuschen. Mit dem maßgeblichen Kultsong Bela Lugosi's Dead der gesamten Gothic-Bewegung und dem Tanzflächen- und Partyknaller She's In Parties, der in der wunderbaren Long-Version samt Murphys Melodica-Spiel wurde dann der Höhepunkt des Gigs eingeleitet uns ließ nicht wenige Gothic-Girls verzückt kreischen. Mit einem sehr guten ausgerichteten Sound innerhalb der Zitadelle erfreuten dann auch ebenfalls die ganz alten BAUHAUS Lieder The Passion Of Lovers sowie Stigmata Matyr weiter die Fangemeinde, welche angeblich fünfstellig den Weg nach Berlin gefunden hatte. Das kann ich mir aufgrund der Gegebenheiten nicht wirklich vorstellen. Das flotte Dark Entries beendete dann ein sehr intensives, und geladenes Set - leider etwas knapp gehalten.
photo: © Ralf Michael Benfer - benfisworld.blogspot.com
Zum Glück gab es jedoch eine sehr befriedigende Zugabe. Diese begann mit der eher selten gespielten Cover-Version Sister Midnight von der Punk-Ikone IGGY POP und überraschend fand auch das aggressive Adrenalin aus dem letzten BAUHAUS Album von 2008 den Weg in diese Cover-Zugabe. Es folgten nämlich noch die Post-Punk Version des T.REX Liedes Telegram Sam sowie der rockige Abschluss mit DAVID BOWIEs Ziggy Stardust. Alles nahezu ekstatisch wirkend von dem Quartett vorgetragen. Dann war leider endgültig Schluss. Es gab zwar noch die Hoffnung auf den klassischen Rausschmeißer der Band mit All We Ever Wanted Was Everything, als die Akustik-Gitarre bereitgestellt wurde, ich fürchte jedoch, dass das zeitliche Limit durch die anfänglichen Verzögerungen überschritten war und BAUHAUS den Song schlicht nicht mehr vortragen konnten - allerdings reine Mutmaßung. Sehr glücklich und bis vielleicht auf die Konzertlänge absolut befriedigt konnten die Fans dann noch ein wenig auf dem Gelände tummeln; etwas Essen oder Getränke zu sich nehmen oder das Geld am Merchandise-Stand lassen. Nur langsam sickerte der schreckliche Gedanke in das Gehirn und verbreitete sich dort zusehends: ist dies nun das aller letzte Mal gewesen, dass ich BAUHAUS live erleben durfte? Die Zeit wird es wohl zeigen. Immerhin bleibt einer der besten Auftritte überhaupt im Kopf....
photo: © Ralf Michael Benfer - benfisworld.blogspot.com
Datum: 22.08.2022
Ort: Berlin
Location: Zitadelle Spandau
Spieldauer: ca. 75 min.
Setlist:
01. Rosegarden Funeral Of Sores
02. Double Dare
02. Double Dare
03. In The Flat Field
04. A God In An Alcove
05. In Fear Of Fear
06. Spy In The Cab
07. She's In Parties
08. Kick In The Eye
09. Bela Lugosi's Dead
10. Silent Hedges
11. The Passion Of Lovers
12. Stigmata Matyr
13. Dark Entries
04. A God In An Alcove
05. In Fear Of Fear
06. Spy In The Cab
07. She's In Parties
08. Kick In The Eye
09. Bela Lugosi's Dead
10. Silent Hedges
11. The Passion Of Lovers
12. Stigmata Matyr
13. Dark Entries
Zugabe:
14. Sister Midnight
15. Adrenalin
16. Telegram Sam
14. Sister Midnight
15. Adrenalin
16. Telegram Sam
17. Ziggy Stardust
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen