Samstag, 10. Dezember 2022

IN FLAMES - Köln, 04.12.2022

   

Einen schwedischen Abend gab es am zweiten Advent im Kölner Palladium. Die Trash-Metaller von IN FLAMES hatten nicht weniger als drei Support-Bands auf ihrer Europa-Tour mit an Bord - gefühlt war der Großteil aller schwedischen Musiker in der Location zugegen - zumindest aus dem genannten Genre. Auch wenn die Tour überraschend schon vor der Veröffentlichung des neuen Album vollzogen wurde, war wohl der Erfolg auf den großen Festivals sowie auf dem 'Knotfest' der Grund für diese Entscheidung. Den Fans war dies egal - Hauptsache es gab ordentliches Metal-Geballer... und das nicht zu knapp!

Als erstes durfte die noch relativ junge Band ORBIT CULTURE - immerhin auch schon knapp zehn Jahre im Geschäft - auf die Bühne, welche mit vier Schlagzeugen ziemlich vollgestellt war. Trotzdem fand das Quartett ihren Platz und sägte ziemlich zeitig los. In zumeist blau und roten Lichttönen starteten die Jungs passenderweise mit dem Song Saw und nutzten ihre knappe halbe Stunde, um noch mehr Fans auf ihren melodischen Death Metal aufmerksam zu machen. Zuvor nur drüber gelesen musste ich zugeben, dass in Liedern wie North Star Of Nija oder The Shadowing tatsächlich ein gewisser Groove herrscht und die Jungs dies gekonnt herüberbringen. Mit Vultures Of North verabschiedeten die sympathischen Musiker ebenso zeitig, um dem abendlichen Ablauf im Zeitplan zu lassen. Wer also Death-Metal mag und gerne eine Prise Melodie mehr hat, der sollte mal in eines der bisherigen drei Studioalben von ORBIT CULTURE reinhören - lohnt sich!

ORBIT CULTURE
photo: © Ralf Michael Benfer / benfisworld.blogspot.com


Ich sage es schonmal vorneweg für die Leute, die es noch nicht wissen: das schwedische Quintett IMMINENCE hat in der Metalcore-Szene eine musikalische Sonderstellung - und das schon über ein Duzend Jahre. Hauptsächlich beruht dies auf dem Fiedelspiel des Sängers und Multitalents Eddie Berg sowie seine außergewöhnliche Stimme, die im Gegensatz zum Szenestandard ein, zwei Töne höher liegt. Viel Nebel und grünes Licht füllte nun die Bühne, als nach dem Intro I Am Become A Name... der Song Ghost zum Besten gegeben wurde. Sehr lebhaft und teils theatralisch agierten die Musiker von IMMINENCE bei Songs wie Chasing Shadows oder Parazyzed. Immer wieder gab es wunderbare Tempowechsel in den Liedern, die diese aufregend erscheinen lassen. Da das jüngste Album noch ein wenig promotet werden sollte, war die Setlist der Schweden dementsprechend ausgerichtet - so war auch das abschließende Temptation von dem letztjährig erschienen Werk 'Heaven Is Hiding'. Definitiv sind IMMINENCE eine Band, die viele Sub-Genre des Metals erreichen können und somit viele Fans ihre Freude daran haben. Das mittlerweile ziemlich volle 'Palladium' hatte dies auf jeden Fall!

IMMINENCE
photo: © Ralf Michael Benfer / benfisworld.blogspot.com


Sie können es nicht lassen - schon vor fünfzehn Jahren wollten AT THE GATES ihre Abschiedstour zelebrieren - seitdem sind drei Alben erschienen und derzeit ist das schwedische Quintett mit IN FLAMES auf Tour. Dass sie nicht mehr die jüngsten Hasen im Geschäft sind, macht sich auf der nun schon heller erleuchteten Bühne schnell durch jede Menge graue Haare bemerkbar. Die Jungs um den Cappi-tragenden Sänger Thomas Lindberg agierten mit dem Starter Spectre Of Extinction jedoch lebendig auf der Bühne und prügelden in ihren vierzig Minuten ein duzend Songs herunter. Ob nun ältere Tracks wie Blinded By Fear oder jüngere Knaller wie To Drink From The Night Itself - AT THE GATES lieben ihren Old-School Death Metal. Das taten sie auch lauthals kund und bedankten sich für diese weitere Gelegenheit des Tourens bei den Gastgebern von IN FLAMES. Mit den abschließenden AT THE GATES war das Vorprogramm in alle Richtungen abgedeckt gewesen und nach dem letzten Track The Night Eternal machte sich auch der letzte Fan aus dem Vorraum in die Halle des 'Palladium'. Die Zeit für den Headliner war gekommen...

AT THE GATES
photo: © Ralf Michael Benfer / benfisworld.blogspot.com


Wie eingangs erwähnt hatte der Fan gewiss mit einer Tour nach der Veröffentlichung des kommenden Albums 'Forgone', welches für Februar datiert wurde, gerechnet. Dass die auf der Bühne als Sextett agierende Schweden-Band IN FLAMES nun schon im Herbst und Winter auf große Europa-Tour gehen, erfreute die Metal-Szene umso mehr. Denn die aus dem Melodic Death-Metal entstandene Band weiß Live immer zu überzeugen. Das war auch in Köln der Fall, als mit dem Neuling The Great Deceiver der Auftakt ihrer Setlist gemacht wurde. Die Mannen um Sänger und Mastermind Anders Friden zeigten sich in bestechender Form und ließen bei der Reise durch ihr Schaffenswerk mit Songs wie Graveland oder Colony einen Knaller nach dem anderen vom Stapel. Wie auch der Opener gab es natürlich auch noch weitere aurale Geschmacks-Happen des neuen Albums auf die Ohren und Forgone Part 1 sowie State Of Slow Decay zeigen deutlich, dass das Songwriting zum einen ausgefeilter und der Sound an sich über das Schubladendenken hinaus geht und sogar mit einer Prise Alternative-Metal daherkommt. Stillstand bedeutet Rückschritt - so scheint auch hier das Motto. Ebenso wie im 'Palladium' wo von Stillstehen ebenfalls Abstand genommen wurde; die Fans bei Only For The Weak einen ordentlichen Mosh-Pit schufen und das ganze Konzert über Crowdsurfing betrieben. Ebenso lebhaft arbeiteten die Musiker wie die Gitarristen Chris Broderick und Björn Gelotte bei Liedern wie The Hive oder Wallflower und machten mächtig Meter über die Bühne. Immer darauf achtend, dass Anders nicht über die Abdeckungen der Monitore stolperte, gab er auch nochmals das Statement ab, wie schwer die letzten Jahre eben ohne die Fans gewesen waren und mächtig froh war, nun endlich wieder touren und mit den angereisten Besuchern den Abend gemeinsam abfeiern zu können. Was in Köln auch gemacht wurde. Äußerst befriedigt endete mit dem tollen Take This Life ein wunderbares Konzert...      

IN FLAMES
photo: © Ralf Michael Benfer - benfisworld.blogspot.com

Die schwedischen IN FLAMES geben eigentlich keine Zugabe und packen ihre Setlist in einen Auftritt. Somit war auch im 'Palladium' nach guten achtzig Minuten Schluss. Natürlich hätte jeder noch gerne den einen oder anderen Song mehr gehört - ich bin persönlich dafür, maximal zwei Support Bands an den Start zu lassen und dafür mehr Songmaterial der Hauptband zu hören. Nun ja, es ist so, wie es ist und der Abend in Köln war so auch sehr erinnerungswürdig. Den Fans bleibt nun dazu jede Menge Vorfreude auf das kommende Album und vielleicht folgt ja anschließend noch eine weitere Tour mit weniger Support Bands - wer weiß schon, was kommt ...

Anders Friden
photo: © Ralf Michael Benfer - benfisworld.blogspot.com


Datum: 04.12.2022
Ort: Köln
Location: Palladium
Spieldauer: ca. 80 min.

Setlist:
01. The Great Deceiver
02. Pinball Map
03.Cloud Connected
04. Behind Space
05. Graveland
06. The Hive
07. Colony
08. Only For The Weak
09. Leeches
10. Forgone Part 1
11. Wallflower
12. State Of Slow Decay
13. Alias
14. The Mirror's Truth
15. I Am Above
16. Take This Life

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