Samstag, 11. Februar 2023

KATATONIA & SÓLSTAFIR - Köln, 26.01.2023


Eigentlich sollte die gemeinsame Tour von den nordischen Dark-Metal Bands SÓLSTAFIR und KATATONIA unter dem Namen 'Twilight Burials UK & Europe Tour' - ein Wort-Mix aus den zu der Zeit aktuellen Alben der Bands - schon Anfang 2022 von Statten gehen; jedoch war es durch die weltweite Pandemie einfach noch nicht möglich. Das Ganze wurde nun ein Jahr später vollzogen; mittlerweile hatten die Schweden von KATATONIA ein neues Album eingespielt und dieses war frisch erschienen. Zu der Vorfreude des langen Wartens folgte somit ebenso die Vorfreude auf die neuen Songs. Zum Einheizen nahmen die Nordmänner das amerikanische Quartett namens SOM mit auf die Reise, welche das metallische Paket abrunden sollten. Im Rheinland machte dieses Musik-Bündel in der ausverkauften Essigfabrik halt.         

Die Musik der Amis oftmals allerdings als Doom-Pop betitelt. Was die Burschen in ihrer guten halben Stunde aufspielten, war eine melodiöse Dark-Metal Version, welche durch den helleren Gesang von Will Benoit in einem etwas freundlicheren Licht erklang. Die Beleuchtung mutete jedoch eher düster an; die Bühne erstrahlte hauptsächlich in einem satten Grün. Beginnend mit dem Opener Animals huschten die Jungs durch ihre gute achtjährige Bandgeschichte und machten gewiss den ein oder anderen Zuhörer auf sich aufmerksam. Neben seinen Musiker-Kollegen wollte der Mann am Mikro, der auch den Bass bediente, ziemlich cool wirken - machte aber auf mich einen recht desinteressierten Eindruck. Vielleicht war es auch die reale Kälte in der Essigfabrik, welche nur sehr langsam wich - die Energiesparmaßnahmen scheinen nun auch in der Veranstaltungsbranche angekommen zu sein. Besonders spannend erschien mir der Song Black Out The Sky, nach dem das abschließende Youth / Decay folgte. SOM - ein zugegebenermaßen eigenartiger Name - konnten auf einer gewissen Art und Weise begeistern, ich muss aber auch gestehen, dass mir dann doch etwas mehr Spielzeit der beiden Headliner gefallen hätte...

SOM
photo: © Ralf Michael Benfer / benfisworld.blogspot.com


Mit SÓLSTAFIR betrat untermalt durch ein folkloristisch klingendes Intro der erste Headliner die Bühne. Das aus Reykjavik stammende Quartett wurde gänzlich anders beleuchtet - man erkannte auf der Bühne nun auch einzelne Details. Dies war bei dem ziemlich Steampunk-mäßigen Outfit der Bandmitglieder sehr sinnvoll; so hatte Sänger und Gitarrist Aoalbjörn Tryggvason sein Saiteninstrument mit einem Teil einer Pferdetrense fixiert, auf welches mich übrigens meine frisch kennengelernte Monkeypress - Redakteur-Kollegin Nadine aufmerksam machte. Ungewohnt war dann doch der isländische Gesang, der mit dem Opener Köld einsetzte. Ich muss aber gestehen, dass diese Sprache einfach passend zu dem epischen und dunklen Metal von SÓLSTAFIR geeignet ist. Die Musik versetzt den Hörer regelrecht in die isländische Landschaft, welche bekanntermaßen rau wie anmutend zugleich ist. Episch nannte ich die Musik der Jungs auf der Bühne, denn Lieder wie Melakkrabblús oder Ótta weisen lange Laufzeiten auf, in denen sich die Musiker voll und ganz dem Sound hingeben. Mal eine Gangart härter, mal etwas sanfter überzeugte das Quartett viele Zuhörer in der mittlerweile aufgewärmten Essigfabrik. Aoalbjörn animierte das Publikum sogar zur Unterstützung und wagte neben einem akrobatischen Spaziergang auf der Frontabsperrung auch einen Ausflug in die Publikumsmassen, was ich immer wieder als eine sympathische wie spannende Sache empfinde - es ist einfach nicht nach Protokoll und beweist Kontaktnähe zu den Fans. 

SÓLSTAFIR
photo: © Ralf Michael Benfer / benfisworld.blogspot.com

Ein Augenfang war für mich übrigens noch die wunderschöne Les Paul von Gitarrist Sæpór Marius Sæpórsson, welche er auch dementsprechend sanft und liebevoll nutzte. Gute siebzig Minuten verzauberten SÓLSTAFIR das Publikum, bevor es mit dem Track Goddess Of The Ages zum Ende des Auftritts der Isländer kam. Ich kann jedem Fan von dunklen Metal-Tönen samt alternativen Ansätzen nur empfehlen, sich die Jungs mal live anzuschauen. Es lohnt sich allemal... 


Aoalbjörn Tryggvason
photo: © Ralf Michael Benfer / benfisworld.blogspot.com


Ich habe es bisher noch nie erlebt, dass die komplette Bühne abgebaut wurde, um dann für die nächste Band das Schlagzeug, die PAs und zwei Banner aufzustellen - und das in einer beachtlichen Geschwindigkeit. KATATONIA mag es professionell. Die Banner zierten schon das Cover des gerade erschienenen Albums 'Sky Void Of Stars' und zeigte damit auf, dass das eigentliche Tour-Motto des vorangegangenen Albums überholt war. So startete das Quintett auch mit den ersten Liedern des neuen Outputs Austerity und Colossal Shade. Die proppenvolle Essigfabrik feierte diese eingängigen und treibenden Song freudig ab und genoss es wahrhaftig, dass die Schweden wieder auf der Bühne zu sehen waren. Diese waren auf dieser doch recht neblig und dunkel gehaltenen Empore ebenfalls mit viel Spaß bei der Sache; war das neue Album aus dem Pandemie-Frust und extra für Live-Auftritte arrangiert worden. Und dies wirkte genau wie angedacht. Selbst Sänger Jonas Renske, den man eher verhalten hinter dem Mikro kennt, machte einige Meter und wagte immer wieder mal einen virtuellen Asskick. Mit Lethean und Deliberation folgten einige ältere Songs - die Mischung machte den Auftritt musikalisch echt aufregend. Dass Gitarrist Roger Öjersson etwas mehr an Gesangsparts erhielt, öffnete das Spektrum umso mehr und ließ Songs wie Birds oder Opaline direkt vom Ohr ins Blut der Fans übergehen. Diese sangen dann auch nach Jonas' Aufforderung lautstark den Refrain von dem Klassiker My Twin mit. Leider verflog die Zeit beängstigend schnell - KATATONIA hatte auch eine hohe Schlagfrequenz, dass Drummer Daniel Moalinen nicht wirklich den bereitgestellten Schampus im Kübel genießen konnte. Auch Gitarrist Nico Elgstrand, der den aus familiären Gründen ausgefallenen Anders Nyström ersetzte, passte sich bestens in das Tempo ein. Nach einem etwas progressiveren und zahmeren Untrodden verließen die Jungs schon ein klein wenig überraschend die Bühne.  

KATATONIA
photo: © Ralf Michael Benfer - benfisworld.blogspot.com

Allerdings gönnte sich das Quintett eine Zugabe und nahmen mit den ersten Tönen zu July die gesamte Essigfabrik mit. Mit dem mittlerweile schon zwanzig Jahre alten Track - wo ist nur die Zeit geblieben? - gab KATATONIA abschließend nochmal mächtig Gas und beendeten nach siebzig Minuten den sehr kurzweiligen Abend. Die Doppel-Headliner Tour zahlt sich aus; das neue Album ist geschaffen für Live Auftritte und SÓLSTAFIR wie auch KATATONIA sind auf einer hohen Phase ihres Schaffens. Erfreut und zufrieden konnten die Fans die Essigfabrik verlassen - eigentlich schade, denn diese war nun schön aufgewärmt, während draußen wieder die beißende Kälte wartete...

Jonas Renske (und Niklas Sandin)
photo: © Ralf Michael Benfer - benfisworld.blogspot.com


Datum: 26.01.2023
Ort: Köln
Location: Essigfabrik
Spieldauer: ca. 70 min.

Setlist SÓLSTAFIR:
01. Köld
02. Melrakkablús
03. Rökkur
04. Rismál
05. Fjara
06. Ótta
07. Goddess Of The Ages

Setlist KATATONIA:
01. Austerity
02. Colossal Shade
03. Lethean
04. Deliberation
05. Birds
06. Behind The Blood
07. Forsaker
08. Opaline
09. Buildings
10. My Twin
11. Atrium
12. Old Heart Falls
13. Untrodden
Zugabe:
14. July
15. Evidence

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