Mittwoch, 1. März 2023

THE MURDER CAPITAL - Köln, 05.02.2023


Eine der spannendsten Bands im Genre Post-Punk waren vor der Pandemie die irischen THE MURDER CAPITAL. Ihr Debüt-Album 'When I Have Fears' schoss regelrecht in dem Himmel; abwechslungsreich, rau und intelligent. Dann war es gezwungenermaßen ruhig geworden um das Quintett von der grünen Insel - Musiker leben davon, zusammen zu jammen und auf Tour zu gehen; dies war jedoch ein No-Go. Als dieser Stillstand nun wieder langsam aufgehoben wurde, drehte sich auch die musikalische Mühle weiter und mit den ersten Veröffentlichungen zum neuen Album kamen auch die ersten Lebenszeichen der Post-Punker. Mit dem neuen Album 'Gigi's Recovery' ging es auch alsbald auf Tour - logisch, dass ich da vorbeischauen wollte, um zu sehen, wie sich das doch ruhigere Werk live darstellt. THE MURDER CAPITAL hatten jedoch keine Support-Band am Start, sondern lediglich einen Solo-Künstler namens JUNIOR BROTHER aufzubieten...

Dieser betrat dann ganz relaxt die Bühne, setzte sich auf den bereitgestellten, schlichten Stuhl und gab mit Akustikgitarre und tretend auf einer Tamburin seine Songs zum Besten. Hinter dem Künstlernamen JUNIOR BROTHER verbirgt sich der Liedermacher Ronan Kealy; ebenfalls aus Irland stämmig. Mit dem Lied No Country For Young Men sang er mit stellenweise erkennbaren Irish-Folk Attitüden seine Ansichten der Welt zum Publikum. Eigenwillig möchte ich die Songs wie Weekend oder This Is My Body nennen, die ziemlich viel Aufmerksamkeit benötigen - um nicht direkt Konzentration zu sagen. So waren die guten dreißig Minuten nicht die einfachsten; zumal auf der eher flachen Bühne der Location 'Luxor' ein sitzender Musiker in den hinteren Reihen gerade mal mit dem Haaransatz wahrgenommen werden kann. Der Gesang klang teilweise sehr neben den angedachten Tönen - oder es ist die Art Musik, die sich JUNIOR BROTHER vorstellt. Ein wenig Erleichterung machte sich nach dem letzten Song The Long Meadows breit - als Support für eine Post-Punk Band war JUNIOR BROTHER nicht so sehr geeignet... 

JUNIOR BROTHER
photo: © Ralf Michael Benfer / benfisworld.blogspot.com

Ohne dass ja großartig umgebaut werden musste, ließen die irischen THE MURDER CAPITAL doch ein wenig auf sich warten, während sich das 'Luxor' zum Ausverkauf entpuppte, was ehrlich gesagt nicht das heimeligste Gefühl ist. Die Umstände in der Lokalität sind schon gewöhnungsbedürftig; somit war es gut, dass diese kein Neuland für mich war. Als das Intro Existence von dem neuen Album durch die Spielstätte in Köln schwebte, betraten Sänger James McGovern samt Musiker die Bühne und ließen Album-like das langsam aufbauschende Crying folgen. McGovern im schicken Zwirn als Kontrast zu Gitarrist Cathal Roper in der Latzhose, der akribisch in allen Varianten Töne seiner Gitarre entlocken wollte. Durch das doch eher ruhigere und tiefsinnigere neue Werk 'Gigi's Recovery' war die Setlist optimal vermischt mit Songs des rauen Debüts. Lieder wie das destruktive Love, Love, Love oder das punkig angehauchte More Is Less ließen die Massen zwischenzeitlich immer Toben - so gut das in der probevollen Location halt möglich war. Selbst der abgebrühte Sänger konnte sich auf der Absperrung zur Bühne in voller Größe entfalten - die Luft nach oben war halt begrenzt. Trotzdem ging es surfend in die Fan-Menge, während er Songs wie Feeling Fades zum Besten gab. Sehr exzessiv folgten ihm die Musiker zumindest akustisch und erfüllten den Saal mit wilden, tollen Klängen. Aber auch die neuen Songs konnten sich live beweisen. A Thousand Lives ist nur eines, was bestimmt auf Jahre eine Bank in der Setlist von THE MURDER CAPITAL sein wird.

THE MURDER CAPITAL
photo: © Ralf Michael Benfer - benfisworld.blogspot.com

An Worten ließ Sänger James wenig da, natürlich bedankte er sich brav beim Publikum und war wie die gesamte Band froh, wieder in Köln zu sein, aber ansonsten konzentrierten sich die Iren auf ihre Musik. Der im schrägen Achtziger Style gekleidete Gitarrist Damien Tuit bediente neben der Klampfe noch angestrengt die Synthies und Samples und Bassist Gabriel Paschal Blake, der mit Kurzhaarschnitt und Tarnshirt einen militärischen Look trug, prügelte energiegeladen auf sein Instrument ein. Mit Don't Cling To Life ließ die Band das Publikum nochmals toben, bevor mit der neuen Auskopplung Ethel der Abschied eingeleitet wurde. Sehr intensive achtzig Minuten waren schnell verflogen und noch leicht gebannt von dem eindrucksvollen Auftritt konnte man sich noch dem Merch-Stand zuwenden oder den Heimweg antreten. Letzteres war wegen dem kommenden Wochenstart am Folgetag bei mir angeraten - ich hoffe, dass ich THE MURDER CAPITAL irgendwann nochmals zu sehen bekomme; jedoch bitte in einem größeren Saal als dem 'Luxor' ... also da hatte mir es 2019 im 'Arteather' besser gefallen...

James McGovern und Co.
photo: © Ralf Michael Benfer - benfisworld.blogspot.com


Datum: 05.02.2023
Ort: Köln
Location: Luxor
Spieldauer: ca. 80 min.

Setlist:
01. Existence (Intro)
02. Crying
03. A Thousand Lives
04. More Is Less
05. Green And Blue
06. We Had To Disappear
07. Love, Love, Love
08. Belonging
09. The Lie Becomes The Self
10. Only Good Things
11. Feeling Fades
12. The Stars Will Leave Their Stage
13. Gigi's Recovery
14. On Twisted Ground
15. Return My Head
16. Don't Cling To Life
17. Ethel

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